18.06.2025 – 25.06.2025
Der Clipper ist fest am Steg der Marina Vila do Porto, dem Hafen der Inselhauptstadt von Santa Maria, der drittkleinsten Insel der Azoren mit 5000 Einwohnern. Ich begebe mich mit Bootspapieren, Versicherungsbescheinigung und unseren Ausweisen unter leichtem Zeitdruck zum Hafenmeisterbüro. Es gibt hier in der Stadt ein Lokal, in das wir unbedingt noch zum Mittagessen wollen, um unsere Ankunft zu feiern. Weil dessen Küche bald schließt, hat Filip uns dort gerade telefonisch angekündigt, und noch zwei Essen reservieren lassen. Was uns davon jetzt noch trennt, ist das Einchecken.

Im Hafenmeisterbüro muss ich aber warten. Vor mir ist ein Franzose, der physisch zwar ebenfalls gerade eingetroffen, aber mental entweder generell in seiner eigenen Welt oder momentan noch auf See ist. Von dort aus findet er nur schwer Zugang zu den aktuellen Anforderungen, die der Hafenmeister während der Registrierung an ihn stellt.
Die Prozedur dauert ewig. Er will nicht mit Karte bezahlen, stellt aber fest, dass er auch nicht genug Bargeld hat. Dass er nicht jetzt bezahlen muss und sich gerne noch sortieren kann, will er nicht wahrhaben. Dann findet er heraus, dass er seine Bankkarte ebenso nicht finden kann. In diesem Hin und Her startet er noch eine Diskussion, dass er eine Prepaidkarte kaufen möchte. In der Stadt gibt es einen MEO-Shop. Den will er aber nicht, er will Vodafone. Das gibt es aber nicht auf der Insel und so weiter …
So geht das einige Zeit, bis er endlich mit seinem Boot erfasst ist. Dann sagt der Hafenmeister, er müsse jetzt als Nächstes noch zum Beamten der Küstenwache, um sich dort ebenfalls vorzustellen und anzumelden. Diese Form der Einklarierung innerhalb der EU hatte ich auch nur einmal in Europa, nämlich als wir in Kefalonia/Griechenland von Italien kommend eintrafen. Der Franzose jedenfalls antwortet auf diesen freundlichen Hinweis selbstbewusst: Nein, das müsse er nicht. Bei allen Anwesenden steigt der Stresslevel erneut leicht an. Nur einer lächelt, und das ist der selbstbewusste Polizist, der schon im Raum ist und somit die Wege für das Einklarieren freundlicherweise kurz hält. Ich vertreibe mir die Zeit in der kleinen Bücherei, die man hier betreibt, und übe mich in einer auch von mir zu oft vernachlässigten Tugend: Geduld.

Als ich dann nach etwa 20 Minuten an der Reihe bin, entschuldigt sich der Hafenmeister sogar bei mir – erneut auf Deutsch, obwohl er für die Wartezeit ja nichts kann. Er hat ein deutsches Elternteil, ist in Deutschland geboren und hat dort ein paar wenige Jahre als Kleinkind gelebt. Sein Deutsch ist ziemlich gut und wir machen die Anmeldung damit, was ich ziemlich witzig finde.
Die vorzuzeigenden Papiere sind im Wesentlichen immer dieselben. Jeder Hafen möchte am dringendsten eine Bescheinigung für die Haftpflichtversicherung sehen, damit der Hafen abgesichert ist, falls man etwas kaputtfährt, eine Umweltsauerei veranstaltet oder was auch immer. Danach kommen die „Bootspapiere“, was nicht näher spezifiziert ist.
Ich hatte mich diesbezüglich zu Beginn unserer Reise vor 5 Jahren durch die Fachleute in den Seglerforen ziemlich verrückt machen lassen, um alles korrekt an Bord zu haben: Die Steuerbescheinigung, über die in der EU gezahlte Umsatzsteuer von der Sirius-Werft im Original, und der Eigentumsnachweis sind hier als relevante Bootspapiere zu nennen. Keines von beidem interessierte bislang dem Wesen nach irgendjemanden, geschweige denn eine Marina. Besagte Fachleute in den Seglerforen gaben an, dass man zum Beispiel in Frankreich an die Kette gelegt wird, wenn man diese Art von Papieren nicht im Original vorlegen kann. Wohl wurde ein spezieller Einzelfall zur Regel hochstilisiert. Bei meinem ersten Besuch in Frankreich in Roscoff wollte die Marina dann tatsächlich genau eines haben: eine Kreditkarte, sonst absolut nichts!
Was die Marinas aber normalerweise neben der Haftpflicht interessiert, ist etwas Offiziell aussehendes, dem sie die relevanten Angaben für die Eingabe der Stammdaten in ihrem Verwaltungsprogramm entnehmen können. Zu nennen sind natürlich der Bootsnamen, die Registrierungsnummer, die Bootsabmessungen, die Anzahl der Rümpfe etc. Dem Dokument sollten sie halt trauen können, da sich aus den daraus entnommenen Angaben ja meistens die Hafengebühr ermittelt.
Oft wird für diesen Zweck einfach der Eigentumsnachweis verwendet, der auf verschiedene Art erbracht werden kann. Ich hatte dazu den Internationalen Bootsschein (IBS) vom Deutschen Seglerverband, der aber nach zwei Jahren abläuft und nach Einwurf von weiterem Geld dort verlängert werden muss. Auch wenn es nur 18 EUR sind, empfinde ich das als Geldmacherei und hatte keinen neuen Schein beantragt. Das Boot verändert sich ja nicht, sodass dies alle zwei Jahre aktualisiert werden müsste. Stattdessen lege ich den Standerschein meines Segelvereins Trans-Ocean e. V. vor. Der hat überhaupt keine offizielle Bedeutung, aber auch kein Ablaufdatum, dafür jedoch Stempel, Unterschrift, den Schriftzug Bundesrepublik Deutschland und schweres Ausweispapier, womit er bedeutungsvoll aussieht. Das hat in Kombination seither immer alle glücklich gemacht.

Hier ist das jetzt nicht so. Der Hafenmeister hätte den Standerschein zwar wahrscheinlich akzeptiert, aber glücklich ist er nicht damit und fragt, ob ich nicht noch etwas anderes hätte. Ich gebe ihm daraufhin den abgelaufenen IBS, den er als Dokument kennt und akzeptiert. So ganz wohl ist mir nicht dabei, als ich sehe, wie er denselben auch an den Beamten der Küstenwache (GNR) weitergibt. Aber auch der schreibt die Angaben einfach ab, prüft unsere Personalausweise und kümmert sich nicht um das Ablaufdatum. Mir ist es recht, aber bei derart offizieller Verwendung, hier auf den Azoren, will ich mir dann doch die kommenden Wochen mal wieder eine aktuelle Version zulegen.
Nach 8 Minuten bin ich mit allem Offiziellem durch und wir können uns an den Aufstieg zum Dorf machen, welches ähnlich ruhig und beschaulich daliegt, wie es der Hafen auch tat. Hier gibt es genau eine Hauptstraße, um die sich das meiste Relevante ansiedelt, was der kleine Ort zu bieten hat. Darunter befindet sich auch das Monk, wobei es sich um eine Mischung aus Shop für Souvenirs und trendige Klamotten für Surfer und Skater handelt. Dazu gehören eine kleine Bar mit veganem Restaurant und ein Garten, der uns mit so viel gelassener Ruhe und chilliger Musik empfängt, dass mein Ruhepuls gar nicht weiß, ob er jetzt entspannt sinken oder vor Freude steigen soll. Wir setzten uns, ich bekomme mein Einlaufbier und kurz darauf eine Menge sehr leckeres Essen. Wir geben uns der angenehmen Musik mit ihrer Lounge-Atmosphäre hin und feiern Willkommen mit unserer ersten Azoreninsel.
Mit Tom, dem Wirt, kommen wir gleich nach dem Essen ins Gespräch. Er ist halb Israeli, halb Italiener. Als Religion ist ihm der Buddhismus am nächsten. Aufgewachsen ist er im Baltikum, gelebt hat er danach fast überall und am längsten in Kanada.

Sein Laden ist im Sommer wie im Winter zentrale Anlaufstelle für die Expats der Insel, eine recht junge und hochinteressante Mischung aus Weltbürgern, die sich hier niedergelassen haben und von hier aus arbeiten. Im Winter wird der Shop dann zur Seite geräumt und der Raum wird eine Art Gemeindezentrum.
So treffen wir dort auch Trish aus den USA und Roma aus Frankreich, ein Paar, mit dem wir uns länger sehr angenehm unterhalten. Die beiden bezeichnen den entspannten Tom als den heimlichen Bürgermeister im Zentrum dieser Expat-Scene und wir erzählen einander, wie wir derzeit leben. Die einen auf einem Segelboot und die anderen schon seit einigen Jahren, Sommer wie Winter, auf der Insel Santa Maria. Sie arbeiten ebenfalls online, aber nur drei Tage die Woche. Der Rest der Zeit wird von Computern und Smartphones frei gehalten und besteht aus Surfen, Tauchen und entspanntem Leben in Ruhe. Wir bestaunen einander und möchten uns unbedingt mal wieder besuchen.

Im Gehen sprechen wir noch lange mit der unglaublich freundlichen Angestellten von Tom, die den Shop und die Kasse macht. Es stellt sich heraus, dass sie die Frau des GRI-Polizisten aus dem Hafen ist, der die Einklarierung durchführte, und sie berichtet uns, wie langweilig für ihn dieser Job ist. Die beiden werden sich mit Sicherheit auch über uns austauschen. Auf dieser Insel ist alles verbunden und die Welt nicht klein, sondern mini.
Mit intensiven Eindrücken kehren wir auf unseren Clipper zurück, um jetzt erst mal einen ausgedehnten Nachmittagsschlaf zu haben, und müssen uns auf den letzten Metern beeilen. Es beginnt ausgiebig zu regnen. Eine fast vergessene Erfahrung für uns. Die Temperaturen sind einfach nur angenehm mit 21–24 °C, während der Rest von Europa in der ersten Hitzewelle steckt. Abends regnet es erneut. Ist das gemütlich!
Wir fühlen uns hier extrem geborgen, nicht nur, weil die Gegend generell so ruhig ist: kein Autoverkehr, keine lärmende Stadt, einfach entspannte Dorfatmosphäre. Mehr noch ist der physische Schutz der Marina enorm. Der Clipper liegt hinter den doppelten, meterhohen Wellenbrechern so still in seiner Box, wie wir es in Calheta auf Madeira nicht einen Tag hatten. Dabei ist draußen noch ordentlich was los. Alles half im letzten Winter nicht, als die Marina in einer Naturgewalt die Hälfte ihrer Steganlage verlor. Ein Orkan brachte über 8 Meter hohe Wellen aus dem Süden, einer ungewöhnlichen Richtung, und einige Brecher schafften es über dieses Bollwerk in den kleinen Hafen. Von der ersten Reihe der Stege stehen nur noch die Pfähle und der Hafenmeister versucht dennoch alles, um möglichst jeden ankommenden Segler unterzubekommen.

Tom vermittelt uns privat ein Auto, eine unglaublich ausgelutschte Kiste, die mit steckendem Schlüssel einfach in der Marina für uns abgestellt wird. Das Geld sollen wir im Umschlag in das Handschuhfach legen, wenn wir fertig sind. Kriminalität gibt es hier nicht, Autodiebstahl schon gar nicht. Der sensationelle Aufreger der letzten Jahre war es, als ein paar Jugendliche mal mit einem Auto eine Spritztour machten, das in gleicher Weise abgestellt war.

Bei der folgenden Inselerkundung bemerken wir, dass man als Besucher hier tatsächlich ein bunter Hund ist. Jeder schaut einen neugierig an, wenn man vorbeifährt. Bunt ist mitunter aber auch die Expat-Szene. Neben den friedenssuchenden Aussteigern und digitalen Nomaden werden von dieser kleinen Insel in der Mitte des Atlantiks auch Menschen angezogen, die nicht nur vor den Grausamkeiten der Welt, sondern wohl auch vor Regierungen fliehen, die vermeintlich in Wahrheit aus außerirdischen Reptilien bestehen.
So lernen wir unterwegs einen Schweizer kennen, der uns auf seiner Fahrradtour anspricht und in der Lage ist, uns innerhalb der ersten und einzigen 15 Minuten unserer zarten Bekanntschaft vollkommen ungefragt und unprovoziert mit so viel Verschwörungstheorien und Pseudo-Sensationen vollzuquatschen, dass uns Hören und Sehen vergeht.
Der Klassiker ‚Klimawandel gibt es nicht‘ darf natürlich nicht fehlen und kommt als Intro. Seine Erklärung, mit der er sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 40 Jahre vom Tisch wischt, geht so: Vor x Jahren sind Menschen in der Schweiz mit ihren Eseln über den Gletscher y von einem Tal ins nächste gezogen. Das war nur möglich, weil da kein Gletscher war. Der war nicht vorhanden, weil es eben damals dort wärmer war. Da dort der Nabel der Welt ist, war es zu der Zeit auch weltweit gleichzeitig wärmer. Wenn es heute also im nie dagewesenen Rekordtempo überall auf der Welt wärmer wird, ist das deswegen alles in Ordnung. Der Vortrag war zwar etwas eloquenter dargeboten, als ich es hier darstelle, aber den Kern der Geschichten kann man so zusammenfassen.

Ein Gespräch geschweige Diskurs kommt durch diese Ausführungen allerdings nicht zustande, da sich sofort die nächste sensationelle Erkenntnis anschließt, welche jeweils durch eine bedeutungsschwangere Frage eingeläutet wird: Warum stehen am Flughafen von Santa Maria nur nie Flugzeuge, und falls doch, dann nur kurz? Ich antworte pragmatisch und lösungsorientiert, dass dort wohl kein Flieger stationiert ist, vermutlich weil Santa Maria am Rand der Inselgruppe liegt und die Flieger grundsätzlich eben in der Luft Geld verdienen und nicht beim Herumstehen. Meine Antwort irritiert, wird verworfen. Ich bekomme erklärt, dass es sich hier um einen Notlandeflughafen oder dergleichen handelt. Wow! Ich versuche darauf einzugehen und erwidere, dass ich das wüsste, was ihn erneut irritiert. Ich komme aber nicht dazu, ihn zu fragen, welcher Flughafen weltweit denn nicht für Notlandungen genutzt wird, wenn sie denn notwendig sein sollten, da bereits das nächste Thema mit einer bedeutungsschweren Frage eingeläutet wird. Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen. Immerhin haben wir einen Tisch zu Mittag reserviert, der wichtiger ist. Ich vermute, dass wir hier einen Internet-Troll getroffen haben, der von Santa Maria aus seinen Landsleuten zu Hause ständig auf diese Weise seine Welt erklärt, so wie er sie eben von hier aus wahrnimmt, und ansonsten sehr einsam und unterbeschäftigt ist.
Santa Maria ist mit 97,4 Quadratkilometern nicht groß, aber landschaftlich ein Traum. Die Dörfer sind jeweils weniger Häuser groß und schmiegen sich in die grüne Landschaft ein.

Ein Höhepunkt unserer Inselrundfahrt war die entspannte Ruhe am alten Steinbruch Poço da Pedreira, wo Frösche und Enten klar den Ton angeben und man einfach nur sitzen möchte, um zuzuhören.

Der Ort passt zur Insel und wir verweilen eine ganze Zeit, machen unsere Aufnahmen in dem fast hoffnungslosen Versuch, die Stimmung einzufangen, bevor doch tatsächlich andere Menschen kommen und wir uns wieder verdrücken.
Die Insel beherbergt in ihrem Inneren, im Gegensatz zu beispielsweise São Miguel, zwar nicht viele ausgesprochene Attraktionen, hat aber deutlich schönere Strände als ihr nördlicher Nachbar. Das führt dazu, dass im Sommer doch einige Inselbewohner aus São Miguel über das Wochenende hierherkommen, während die Menschen auf Santa Maria wiederum zum Nachbarn in dessen wesentlich größere Hauptstadt Ponta Delgada fliegen, wenn mal wieder der Zahnarzttermin oder eine größere Einkaufstour ansteht.
Wir besuchen alle relevanten Strände der Insel, wobei Praia de São Lourenço hervorsticht. Eine riesige Bucht mit jeder Menge Strand, die man bei passendem Wetter auch hervorragend zum Ankern verwenden kann.

In dem nachfolgenden Bild ist die Karte mit allen von uns auf Santa Maria besuchten Orten abgebildet. Klickt man darauf, gelangt man zu der Google-Online-Version, wo man sich das bei Bedarf gerne im Detail ansehen kann. Da ich versuche, meinen Blog von Datenstaubsaugern freizuhalten, habe ich die Karte nicht direkt eingebettet.

Auf der Karte ist unter anderem der Ort einer alten LORAN-Station (LORAN = Long Range Navigation: eine Methode, mittels niederfrequenter Radiowellen zu navigieren, die im 2. Weltkrieg für die Nordatlantischen Konvois und den Pazifikkrieg entwickelt und anschließend kommerzialisiert wurde) verlinkt. Diese ist heute nur noch eine verlassene Ruine mit viel Grafitti, besitzt aber sogar einen kleinen Wikipedia Artikel und wurde von uns besucht, womit sie auf der Karte landet. Um diesen Blogpost aber nicht zu lang werden zu lassen, erwähne ich nur manche Höhepunkte.





Mit unserer Ankunft ging der Wind auf Nord, blieb dort eine Woche und bläst kräftig. Man sieht es den Bäumen hauptsächlich im Norden der Insel immer wieder an, dass sie Kummer gewöhnt sind.

Wer nach Süden wollte, weg von den Azoren, hatte den Hafen längst verlassen. Wer jetzt weiter nach Norden möchte, also nach São Miguel oder zu der zentralen Inselgruppe, sitzt im Moment fest. Daraus ergibt sich eine angenehme Schicksalsgemeinschaft am Steg, in der man sich über die Zeit natürlicherweise kennenlernt. Wir werden noch Wochen später Segler wiedersehen, die wir hier das erste Mal trafen. So sind Jonas und Gitte unsere Nachbarn. Er ist Schwede, sie aus Dänemark, die während COVID einen 43’‑Eigenbau kauften und heute auf dem Atlantik unterwegs sind, meist zwischen den Kanaren im Winter und den Azoren im Sommer pendelnd. Das hat nicht nur klimatische Gründe, sondern auch steuerliche, da das Boot bei einem Aufenthalt von mehr als 183 Tagen in Spanien steuerpflichtig wird. Wir erfahren, dass es doch eine Menge Segler gibt, die auf diese Weise zwischen den beiden Inselgruppen wechseln und sich zwischendurch dann auf Madeira oder Porto Santo treffen, um einen Wetterstopp einzulegen.
Für den 26. Juni zeichnete sich dann endlich eine Ostwindlage ab. Ich erzähle Jonas, dass wir vorhaben, dann weiter nach São Miguel zu segeln, nur um zu erfahren, dass sie genau das Gleiche vorhaben. Am besagten Morgen ist einiges los in der Marina. Fast alle Fahrtensegler nutzen die erste Gelegenheit und ein Boot nach dem anderen verlässt heute Vormittag den Hafen.

Wir sind bei den Letzten, was den Vorteil hat, dass wir nicht allzu oft überholt werden, was regelmäßig eine Demütigung darstellt, auch wenn wir aufgrund unserer geringen Rumpfgeschwindigkeit dafür wenig können. Fast alle Boote um uns herum sind entweder länger und daher auch schneller oder generell mehr auf Geschwindigkeit ausgelegt. Dennoch können wir hart an dem mäßig starken Wind segelnd die eine oder andere Schmach nicht verhindern.

Dafür haben wir es aber gemütlicher, als drüben, dafür sorgen wir und lassen es einfach so laufen, wie es kommt. Ein anderes Boot, von dem wir erst zwei Tage später erfahren, wird bei weitem nicht so weit an den Wind herankommen, dazu noch einen Maschinenschaden erleiden und unter Segeln 8 Stunden nach uns eintreffen, was bei gerade mal 50 Seemeilen schon eine verheerende Performance ist.

Der große Hafen von Ponta Delgada öffnet sich vor uns gegen Mitternacht, was 12 Stunden für unseren Transit bedeutet. Im Eingang liegt ein gigantisches amerikanisches Schiff, von dem noch die Rede sein wird. Selbiges umrunden wir und erreichen die große Steganlage der Marina dahinter.

Hier ist es etwas anders, als anderswo. Man sucht sich seine Box selbst und gibt diese dann im Hafenmeisterbüro an. Das tun wir auch und sind fest, nur um festzustellen, dass unsere ehemaligen Nachbarn Jonas und Gitte ein paar Meter weiter bereits im Cockpit einer anderen Yacht eine gemütliche abendliche Runde haben.
Leider gibt es hier aber dann doch Ausnahmen von der Regel bei der Auswahl des Platzes. Wir hatten ein vollkommen unleserliches Schild übersehen, auf dem mal stand, dass man hier nicht anlegen soll. Auch wenn die Schrift verwittert ist, gilt sie dennoch, wie uns die auftauchende Nachtwache auf dem Steg mitteilt, aber freundlich eine andere Box vorschlägt. An diese verlegen wir uns und beschließen den Tag und den Abend ohne weitere Feierlichkeiten aber auf unserer zweiten Azoreninsel.
