Der Sturm orgelt und pfeift zwischen Fallen und Mast hindurch, orchestriert auf diese unüberhörbare Weise den Regen, der von der Seite heran gepeitscht kommt und sich mit prasselnder Wucht gegen die Scheiben und Aufbauten wirft. Die Böen drücken den armen Clipper ein ums andere Mal auf die Seite, welcher sich immer wieder tapfer aufrichtend gegen die Naturgewalt stemmt. Unsere Position zum Zeitpunkt diesen Infernos: Box 1010 der Marina Real, dem bestens geschützten Stadthafen von La Coruña.

Es kam später als gedacht und war heftiger als ohnehin befürchtet. Ein kräftiges Tiefdruckgebiet schickte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag den Luftdruck in den Keller.

Das Barometer im Sturzflug

Es war genau das Wetter, vor dem wir erfolgreich weggelaufen waren, womit wir diesem Ereignis erneut im Hafen beiwohnen durften. Nach Hamburg und Roscoff war das nun der dritte Sturm im Hafen und auch der Stärkste bislang.

Mit Ruckdämpfer abgesicherter Festmacher…
…der dem Boot aber auf der anderen Seite in einer besonders starken Böe genug Spiel gab, dass es bis zur Gummiwulst der Pier gelangte und seinen Fingerabdruck hinterließ. Hab dann noch den Kugelfender zusätzlich ausgebracht.

Eine deutlich andere Überfahrt hatte ein Franzose, der am nächsten Tag mit seiner außerordentlichen robusten Expeditions-Aluminiumyacht einlief, wie sie die Franzosen gerne bauen und fahren.

Er kam von den Azoren, hatte nicht damit gerechnet, dass das Tief so weit südlich laufen würde, kam in dessen Ausläufer hinein, die ihm 40-50 Knoten Wind kredenzten. Das ist in Böen Windstärke 10 und entspricht „schwerem Sturm“. „So I also experienced something like that now“, meinte der sehr erfahren aussehende Kollege lakonisch. „The boat could handle it, but the skipper couldn’t“, fügte er ehrlich hinzu. Er war immer noch beeindruckt von dem, was er da erlebt hatte.

Das französische Aluboot….
…nun mit Loch im Segel

Wir sahen uns die Stadt und den Herkules Turm an, einen Leuchtturm, den die Römer ca. 900 nach Christus bauten. Somit natürlich sowohl einer der ältesten Leuchttürme überhaupt, selbstredend UNESCO Weltkulturerbe und Wahrzeichen der Stadt. Er wies auch uns den Weg, als wir hier ankamen.

Der Herkules wies auch uns den Weg…..
….als wir vor ein paar Tagen schon hier von links nach rechts rein kamen
Total originelle und noch nie gezeigte Aufnahme von „Guck mal, wie schräg ich stehen kann“
Poser- Bild

Die Altstadt ist überschaubar, es gibt ein paar schöne Flecken und im Sommer und ohne Corona ist in Coruña sicherlich der Teufel los. Ansonsten, außerhalb der Altstadt, macht La Coruña mit seinen Zweckbauten auf uns mehr den Eindruck einer Arbeiterstadt, ohne besonders ansprechenden Charme.

Altstadtgasse, vom Plaza de María Pita aus gesehen
Nicht viel los hier in der Altstadt

Wir verbringen die Tage hier mit Erholung, Küchenertüchtigung und allerlei Vorbereitung für den nächsten Törn unter Segeln. Zur Küchenertüchtigung waren wir sogar bei IKEA. Wir diskutieren noch, warum das ausgerechnet an einem Samstag sein musste, wo jeder andere Tag doch genauso gut gewesen wäre. Es wurde uns eben erst klar, als wir die knapp 5 km schon gelaufen waren.

Auffrischen der Vorräte im Bio Laden mit “waste free” Abteilung.
Grünzeugs ist wichtig gegen Skorbut

Da wir bald mehr vor Anker gehen werden, habe ich erstmals den Elektro- Außenborder getestet und die monströse Batterie aufgeladen, die dazu gehört. Noch so ein Fall von leichtem Kontrollverlust bzw. zu wenig Recherche beim Bestellen. Es hätte wahrscheinlich doch auch der kleinere getan. Der hier hat allerdings jetzt viel Bumbs! Ich freue mich schon darauf, das Dinghy, also das Schlauchboot, in Betrieb zu nehmen, dass wir noch unangetastet in der Backskiste haben.

Versuchsaufbau

Auch konnte ich weitere kleine Projekte endlich (fast) zu Ende führen, wie die Installation des „Catch and Lift“ einem MOB Rettungssystem (MOB= Mensch über Bord). Leider war für die Befestigung eines Bauteils an der Want ein falsches Bauteil dabei, sodass das noch nicht an der richtigen Stelle funktioniert. Die SIM Karte der Alarm- und Gaswarnanlage weigert sich nach wie vor beharrlich zu arbeiten und keiner weiß warum….

Das MOB System ist installiert, leider noch an der falschen Stelle

Dafür geht das Bugstrahlruder wieder. Ein Kontakt im Stecker des Bedienschalters war offenbar bereits leicht korrodiert. Jedenfalls half bereits ein einfaches Lösen und wieder zusammenstecken. Es war die letzte Verzweiflungstat vor dem Ruf eines Elektrikers. Gut, dass der das nicht kostenpflichtig gemacht hat.

Der Bösewicht hatte Kontaktschwierigkeiten. Habe ihn neu verkuppelt! Jetzt geht das Bugstrahlruder wieder.

Auf dem Weg nach Süden wird auch bald der „Nationalpark Atlantische Inseln“ liegen, der besonders schön sein soll und für die ich eine Genehmigung zum Befahren beantragt und bereits erhalten habe.

Bis es weitergeht, machen wir es uns gemütlich und kochen im Hafen auch mal gerne etwas aufwändiger, als das auf See möglich ist.

Vom Seeschiff vorübergehend zum gemütlichen Wohnschiff

Dass es weitergehen muss, sagt uns täglich das Schmuddelwetter hier. Es nieselt zwar schon bedeutend wärmer, als es das zu Hause tun würde, aber wir schielen auf die Wetterberichte weiter südlich. Da wollen wir hin! Die letzten Bestellungen und Dokumente aus der Heimat, die wir für die Weiterfahrt brauchen, kommen gerade an. Wir warten eigentlich nur noch auf den richtigen Wind, der sich auch bereits für das Wochenende ankündigt, dann geht es nach ca 10 Tagen hier weiter. Ich freu mich schon!

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