Es werden zwei Wochen Landurlaub auf Gran Canaria. Ich war einmal kurz auf dieser Insel, Filip noch gar nicht.

Großreinschiff inklusive Deck-spulen

Las Palmas de Gran Canaria ist eine tolle Stadt, hat viel zu bieten und wir erkunden sie auf den Brettern, die für Skater die Welt bedeuten. Ich lasse Bilder sprechen:

Filip findet über Instagram Gleichgesinnte für Fingerboarding und zu seinem Thema des Färbens von Stoffen mit natürlichen Farben, besucht diese und macht hoch interessante neue Bekanntschaften, während ich staune, wie gut sich Instagram zum Networking mit wildfremden Menschen eignet. Währenddessen hole ich selbst etwas Arbeit im Boatoffice nach.

Über das verlängerte Pfingstwochenende nehmen wir uns dann vom 21.5.- 25.5.2021 ein Auto, fahren damit in den Süden der Insel und quartieren uns in dem derzeit sehr ruhigen Ferienort Maspalomas ein. Erstmals sehen und bestaunen wir hier die riesigen Sanddünen, für die der Ort unter anderem bekannt ist.

Wir fahren auf dem Rückweg über die Insel, deren Landschaft mit ihren scharf eingeschnittenen, im Wortsinn monumentalen Tälern mühelos in der Lage ist, uns – und mich immer wieder – zu beeindrucken.

Auf einer sehr kleinen Kaffeeplantage machen wir halt, bekommen die ökologisch angebauten Kaffeepflanzen und die dazwischen befindlichen Obstbäume gezeigt und erklärt, können danach unseren Kaffee selbst rösten und dann neben den Pflanzen genießen, an denen er gewachsen ist. Sonst hat man ja viele Tausend Kilometer Abstand zwischen dem Ursprung der Bohnen und dem Ort des Genusses der überbrühten, gemahlenen Selben.

Auch besuchten wir das Museo y Parque Arqueológico Cueva Pintada, das über der Fundstelle eines Dorfes nebst Höhlenmalerei der Ureinwohner Gran Canarias errichtet wurde und einen umfassenden Einblick in die frühe Geschichte während der Landnahme der kastilianischen Krone unter dem Deckmantel der Christianisierung der Insel gibt, die auch auf den Kanaren die bis dahin hier lebenden Mensch und ihre Kultur nahezu vollständig auslöschte.

Somit haben wir nun auf Gran Canaria auch wieder nennenswerte kulturelle Aktivitäten zu verzeichnen, wie wir das zuletzt in Portugal hatten. Nebenbei besuchen wir noch zwei Marinas mit dem Auto, stellen fest dass diese mitunter sehr klein sind und wohl keinen Platz für uns haben werden. Schön, zugegebenen, aber eine Anreise mit dem Boot verlangen sie nicht zwingend. Gut so!

Zurück an Bord erstehe ich eine weitere Innovation, die vor allem auf Langfahrtyachten im Bereich der Barfußroute anzutreffen ist: Das Obst- und Gemüsenetz. Ich bin damit sehr glücklich, hoffe nur, das der Platz schattig genug ist. Jedenfalls ist der Kram jetzt auch nach größeren Einkäufen aus den Füßen und bekommt zudem nicht so schnell Druckstellen.

Man beachte: Die zum trockenen aufgehängten Pflanzen haben mit dem Gemüsenetz nichts zu tun. Auch mit Vampirabwehr im Allgemeinen und Speziellen haben sie, wenn, dann nur zufällig zu tun. Es sind Pflanzen zum Färben von Filip.

Am Vorabend vor dem Auslaufen nach Teneriffa sind wir noch bei Stegbekannten auf ein Bier eingeladen, die wir erstmals in Gran Tarajal getroffen hatten. Hannes und Brigitta auf ihrer MariaNoa, einem 40‘ Lagoon Katamaran sind am Beginn ihrer Weltumseglung und besuchen dabei Programmländer der Organisation PLAN International, wo Hannes Patenkinder hat. Sie betreiben dazu sowohl einen sympathischen Blog, als auch einen YouTube Kanal, auf dem sie sich die Kanaren toll erarbeiten. Was für eine enorme Arbeit!

Die beiden machen dann unsere Abfahrt am kommenden Morgen noch zum medialen Ereignis und filmen:

Die Überfahrt war dann fast identisch zu der, von Fuerteventura nach Gran Canaria. Super Wind aus perfekter Richtung. Strömung, die zusätzlich mit bis zu einem Knoten schiebt. Sonne. Noch weniger Welle. Perfekt! Alle Wohlauf, kein Verkehr im Verkehrstrennungsgebiet, also in gerader Line durch. Obwohl wir spät los kamen, erreichen wir so bei bestem, stimmungsvoll, abendlichem Tageslicht am Samstag, den 29.5. das Ziel:

Santa Cruz de Tenerife! Die Hauptstadt der Insel, auf der meine Eltern vor gut 48 Jahren in Puerto de la Cruz ihre Flitterwochen verbrachten, auf der für mich, durch die oft mehrmals im Jahr erfolgten eigenen Urlaube der letzten 18 Jahre, fast jede Ecke mit irgendeiner Erinnerung verbunden ist. Wenn die Kanaren als Ganzes schon ein herausragendes Ereignis meines jungen Seglerlebens sind, so kommt es beim Einlaufen hier zum vorläufigen Höhepunkt; einer Art ungeplanter, emotionalen Heimkehr.

Wir erreichen die Hafeneinfahrt. Eine lokale Besonderheit ist, dass wir den industriellen Hafen komplett durchfahren müssen, um in die Marina zu kommen. Hierzu wiederum muss man vor dessen Erreichen eine Genehmigung für dieses Vorhaben bei Harbour Control auf UKW Kanal 11 einholen. Wir bekommen dieselbe, durchfahren den Hafen, machen problemlos fest und es war einer dieser völlig ereignislosen Törns, die einfach nur aus herrlichem Segeln bestanden und wenig Stoff für einen Blogbeitrag liefern. Ich bin hoch zufriedenen, glücklich und mir ist zum Feiern zumute.

Im Industriehafen liegt diese Borinsel. Wann hat man das schon mal, auf diese Distanz?

Man empfängt uns dann sehr standesgemäß am Abend mit eigens für uns organisiertem Feierwerk zu traditioneller Musik, welchem wir beide vom Boot aus beiwohnen. Ich hatte zur Feier unsere Ankunft natürlich etwas vergleichbares erwartet, freue mich aber natürlich dennoch.

Auch hier wollen wir nun etwa 14 ereignisreiche Tage mit vielen Freunden verbringen, auf die ich mit Vorfreude blicke.

Ein Gedanke zu “Kanarensegeln III (Gran Canaria, Teneriffa)”
  1. Guten Morgen Matthias,
    es liest sich spannend wie zu Beginn deiner Reise.
    Ein sehr guter Blog der einem einen guten Einblick in dein Bordleben gibt. Es liest sich auch gut, dass du das segeln nun genießt und ein Bericht zur Überfahrt nach Gran Canaria liest sich anders, wie ein Tag segeln im englischen Kanal. :-))).
    Ich wünsche euch beiden viel Spaß und freue mich für dich, dass du dein Segeln, deine Arbeit und das ganz normale Leben so gut verknüpfen kannst.
    Freue mich schon auf die nächsten Berichte.
    Viele Grüße Wolfgang

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