Dass wir von dort aus, also von See und von hinter dem Horizont kommend hier ankamen, fühlt sich verrückt an. Wie aus einem Parallelleben, das endet, sobald man den Hafen erreicht hat und in die Welt eintaucht, wie man sie seither gewohnt war.

Kaum etwas ist selbstverständlich. An Land entsteht eine Art aus Urlaubsgefühl, wenn der Sand duftet, wie man es vom Sommerurlaub am Meer gewohnt ist. Gleichzeitig ist es aber bereits zu kalt und die Beschäftigungen zu andersartig, als dass der Eindruck schlüssig bleiben könnte.

Wir haben uns in Roscoff ein bisschen umgesehen. Ein verschlafenes bretonisches Dorf, das so stolz auf die eigens produzierten Zwiebeln ist, dass diese nicht nur überall zum Verkauf angeboten werden, sondern auch am Rathaus hängen.

Beschaulich, bretonisch, schön

Der Sturm ging 3 Tage lang. Wir verkrochen uns in der Marina, wie einige andere Segler auch. Obwohl mir die gequälten Fender und Leinen leid taten, die den Clipper tapfer vom Steg und an seiner Position festhielten, war ich doch jede Sekunde froh, dieses Wetter nicht auf See erleben zu müssen. Wir hatten im Hafen, bei bester Landabdeckung Böen bis Bft 7. Auf See und im Atlantik waren es 8-10 Bft.

Immer schwierig, so ein beeindruckendes Naturschauspiel zu dokumentieren

Unsere sehr netten Stegnachbarn waren Engländer, wohnten in Spanien und waren mit ihrem kleinen Trimaran und ihrer Tochter auf dem Weg dorthin. Sie werden die französische Küste von Dorf zu Dorf entlang segeln, da sie dem Kind die 3 -4 tägige direkte Überfahrt über die Biskaya nicht zumuten wollen.

Nach dem Sturm
Segelschule. Mit einem dieser Optimisten hatte ich auch angefangen zu segeln.

Wir verbrachten die Tage mit Erholung, Einkaufen, Sightseeing, das erste Brot backen, dem Versuch von Reparaturen. Ich konnte hier endlich auch meine Seenotsignalmittel einkaufen. In Deutschland hatte ich es nicht mehr geschafft, meine Prüfung für den sogenannten Fachkundenachweis abzulegen. Den braucht man, um Seenotsignalraketen vom Shop durch den öffentlichen Raum zum Boot zu transportieren. In anderen Ländern gibt es dazu keine derartige Hürde, sodass ich die Dinger ganz normal erstehen und zu mir an Bord bringen konnte.

Sylvester-Böller für Profis. HOFFENTLICH laufen die irgendwann einfach nur ab und müssen entsorgt werden.

Die Reperatur-Liste wird leider länger. Das stresst mich enorm, da ich mich mit den meisten Dingen überfordert fühle und mir momentan die Zeit fehlt, mein eigener Elektriker, Metallfacharbeiter, Bordmechaniker usw. zu werden. Hier liegt derzeit mein großes Frustpotential, dass mir hier schon mehr als einen ganzen Tag gründlich vermiest hat. Ich hoffe auf Besserung.

Das defekte Bugstrahlruder: Auf der ergebnislosen Suche nach dem Fehler.

Es soll nun weitergehen, der Wind hat sich beruhigt. Wir schaffen es nicht, in einem Stück um die westlichste Ecke der Bretagne, die Ile d‘Ouessant zu kommen, ohne unverhältnismäßige Motorengewalt einzusetzen. Also lassen wir es entspannter angehen und setzen uns ein kleines Zwischenziel: L‘aber-Wrach, ein Kaff ohne irgend eine Besonderheit, bis auf den Umstand, dass es eine kleine Marina gibt, die zu jeder Tide angelaufen werden kann und eine günstige Absprungbasis ist, um mit einer Tide morgen um die Ecke der Bretagne zu kommen. Wir werden entspannt kurz nach Mittag aufbrechen…..

Oder natürlich, wir werden alles über den Haufen und segeln direkt durch, bis nach Spanien. Das Wetter bis Dienstag sieht gut aus. Mittwoch wird es wieder zu windig…

Ein Gedanke zu „Roscoff – Sturm im Hafen“
  1. Hallo ihr beiden!
    Super Lektüre. Echt spannend. Abenteuer pur. Hut ab!
    BTW falls mal ein Besuch möglich ist: braucht ihr einen Schiffsarzt? Ist der Salon beheizt? Wie lange kann man duschen bis das Süßwasser leer ist? Wann ist Kapitänsdinner? Hat der Smutje auch genug Zutaten? Fragen über Fragen.
    Beste Grüße 🙂
    Und natürlich weiterhin allzeit gute Fahrt und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel !

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