17.9. bis 04.10.2023
Nachdem wir am Sonntag, den 17.9. etwas Schlaf nachgeholt haben, stehen wir gegen 10 Uhr wieder auf. Tief war der Schlaf ohnehin nicht, auch wenn wir beide aufgrund er vergangenen Nacht noch einiges nachzuholen gehabt hätten. Die Bewegungen des Bootes aufgrund der mitunter brutal einfallenden Böen erlauben aber keine tiefe Entspannung.
Auf der anderen Seite ist es ein himmlisches Gefühl, im Schoße und der Sicherheit des Hafens eine vernünftige Bleibe gefunden zu haben und mit diesen äußeren Umständen nicht draußen umgehen zu müssen. So ganz wohl ist mir natürlich dennoch nicht, den Clipper auf diese Weise zurücklassen zu müssen, aber es hilft nichts.
Ich gehe ein weiteres Mal um das Boot und verstärke noch einmal die Leinen. Dabei schließe ich Bekanntschaft mit unseren netten deutschen Nachbarn. Es handelt sich um eine kleine Männercrew und Ute, die Skipperin. Die übliche Rollenverteilung also. Ich hinterlasse meine Telefonnummer, sodass ich im Notfall erreichbar bin.
Die wirklich sehr freundliche Hafenmeisterin kommt und ich bezahle im Voraus unseren geplanten Aufenthalt, kann aber darüber hinaus länger bleiben, falls wir das müssen oder wünschen. Es war es wirklich wert, die Marina von Mykonos selbst zu meiden und hierhin auszuweichen. Dann sind die beiden Taschen gepackt und wir stapfen los, nehmen den kurzen Weg, um unsere Fähre nach Mykonos zu erreichen. Das ist hier wie am Busbahnhof. Wir müssen scharf aufpassen, dass wir die richtige Fähre erwischen. Es wird zwar das Ticket geprüft, das passiert aber erst, wenn man auf der Fähre ist. Sollte man spät zugestiegen sein, kann ich mir schon vorstellen, dass man bereits unterwegs ist, mitunter in die falsche Richtung.
Die Identifikation geht zum einen über den Namen der Fährgesellschaft, der ja groß dran steht und zum anderen über ein Display am Heck, auf dem im Wechsel der Schiffsname und die Route steht. So bekommen wir das auch gut hin.
Wohl dem Wetter geschuldet, sind die Fähren alle etwas verspätet, was mir die Gelegenheit gibt zu schauen, wie es die Profis bei dem Wind machen. Besonders fordernd sieht es nicht aus, aber das kann täuschen. Der Wind kommt schräg von Achtern und sie machen es wie ich, oder ich wie sie, indem zunächst der Buganker fällt und dann die luvseitige Achterleine als Erstes im Rückwärtsfahren übergeht. Es sieht nicht besonders dramatisch aus. Auf dem Weg zwischen den Inseln duckt sich die Fähre dann aber spürbar vor dem Wind weg und wir haben eine gut wahrnehmbare Lage nach Lee. Man kommt auf dem Oberdeck direkt hinter die Brücke und ich stehe da, wie ich als Kind gestanden hätte, und schaue mit großen interessierten Augen in die Brücke hinein. Wahrscheinlich überflüssig zu erwähnen, dass ich auf Facebook in einer Gruppe bin, in der es nur um Bilder von großen Fähren geht.
Nach sehr kurzer Fahrt kommen wir auf Mykonos an. Der neue Fährhafen ist industriell und etwas ab vom Schuss. Wir nehmen einen kleinen Passagierdampfer, der uns in den alten Hafen bringt. Dabei passieren wir die Marina von Mykonos und ich kann schön sehen, was uns erspart blieb.
Den gebuchten Mietwagen lassen wir erst mal stehen und holen nur die Schlüssel ab, um zunächst durch die engen Gassen der Inselhauptstadt irrend zu unserer Herberge zu finden. Dabei handelt es sich um einen kleinen Raum von vielleicht 20 Quadratmetern der Marke Wohnklo mit Kochdusche, das selbst in der Nebensaison mit 80 EUR für das, was es ist, kräftig zu Buche schlägt. Tatsächlich ist das Klo und die Dusche eine Einheit, so dass man theoretisch auf dem Klo sitzend duschen kann. Der Platz dürfte auch dem entsprechen, den wir auch an Bord haben, nur dass es dort zwei getrennte Einheiten sind. Immerhin ist es extrem zentral gelegen und darauf kam es uns bei der Auswahl an.
Die nähere Umgebung ist so, wie vielfach beschrieben, ein griechisches Disneyland für Amerikaner. Die allgegenwärtigen weiß gestrichenen Wände und Wege sind sicherlich nicht typisch griechisch. So etwas haben wir weder in der Nordägäis noch im Ionischen Meer noch auf dem Festland so auch nur annähernd gesehen. Es mag typisch für die Kykladen und den südlicheren Teil des ägäischen Meeres sein, aber auch nur dort besonders ausgeprägt, wo sich viele Touristen aufhalten, wie wir im weiteren Verlauf der Reise noch sehen sollten. Man will wohl fürsorglich keine Erwartung enttäuschen, wie sie aus Filmen wie Mama Mia geboren werden. Noch mehr trifft das auf die vielen Edelboutiquen, Juweliere, schicken Restaurants zu. So etwas haben wir die schon sehr lange nicht mehr gesehen.
Filip hat ein paar Tipps zu angesagtesten Clubs bekommen, die wir erst einmal unkritisch hinnehmen. Die Hinweise kommen von einem ehemaligen Mitschüler, der als Model erfolgreich und ganz offensichtlich in anderen Kreisen zu verweilen gewohnt ist. Der erste Club mit Namen Jackie O ist sicherlich schön gelegen und macht was her. Am Ende der Saison und bei dem kräftigen kühlen Wind ist er aber vollkommen leer. Wir haben es hier mehr mit einem Museum zu tun und können es unserer Fantasie überlassen uns auszumalen, was hier im Hochsommer los ist. Ich komme auf den waghalsigen Gedanken, dennoch wenigstens ein kleines Bier bei zugegeben guter Housemusik zu mir zu nehmen, welche unablässig mit viel Bass über die Bucht gepumpt wird. Die kleine 0,33l Flasche verursacht direkt ein Minus von 11 EUR in meiner Kasse. Beeindruckend. Wir sehen zu, dass wir weiter kommen.
Der nächste Club ist ist das Scorpios und nochmal massiv exklusiver. Ich bin mir sicher, dass wir hier zur besten Sendezeit nicht hineingekommen wären. Filips Freund empfahl eine Reservierung, die heute allerdings nicht notwendig ist. Wir müssen das Auto abgeben, das für uns geparkt wird. Filip ist damit erst mal nicht einverstanden, einfach so den Autoschlüssel jemand fremden gegen ein Stück Papier in die Hand zu drücken. Ich überzeuge ihn, dass das hier wohl so üblich ist. Wir besichtigen den Strandbereich und der Luxus ist allgegenwärtig und massiv.
Es ist etwas belebter und ich bin mir sicher, dass hier morgens jedes Sandkorn neu ausgerichtet wird, um dem Auge des von seiner Superyacht oder dem Privatjet gestiegen Besuchers kein Anlass zur Reklamation zu bieten. Neben dem Strand und der weitläufigen Bar mit Tanzreich, einem absurd hochpreisiges Restaurant gibt es auch eine Boutique in einem Zelt, in der wir Hüte ausprobieren. Was man halt so macht. Während wir uns hier aufhalten, stürmt eine große, schlanke, junge Frau in das Zelt, gekleidet in ein extrem knappes, aber elegantes, schwarzes Cocktailkleid. Sie hält offensichtlich verzweifelt nach der Toilette Ausschau, was sie dadurch überdeutlich kommuniziert, indem sie sich konstant ordinär in ihren Schritt fasst. Dazu macht sie eine entsprechende Mine und ist mit ihrer Gestalt, ihrem Aufzug und ihrer Gestik so deutlich im Widerspruch zu sich selbst, dass alle nur staunend dastehen können. Sie dreht sich einmal um sich selbst, sieht knapp davon ab, sich an Ort und Stelle hinter einem Kleiderständer zu erleichtern und verschwindet wieder, wie sie gekommen ist. Wir ziehen auch weiter zur Tanzfläche.
Während man in normalen Kneipen mit den Servicekräften meiner allgemeinen Erfahrung nach fast immer auf Augenhöhe operieren kann, wird man in exklusiveren Clubs zum Bittsteller und der Akt des Eintritts und die kostenpflichtige Versorgung mit Getränken ist eine gnädige Zuteilung, die man eigentlich nicht verdient hat, was man stets zu spüren bekommt. Auf diesem Niveau hier aber kehrt sich das offenbar wiederum ins Gegenteil um. Ich mache die Beobachtung, dass ein Angestellter mit Kartenlesegerät zu einem Gast kommt, der offensichtlich zuvor die Absicht geäußert hatte, bezahlen zu wollen. Die sehr freundliche Ansprache verläuft aber erst mal im Sande. Der Gast beschäftigt sich weiter mit seinem Handy, wie fast alle hier, und schaut nicht mal auf. Der Kartenlesegeräthalter dematerialisiert sich höflich an Ort und Stelle, um erst dann wieder heranzutreten, als der Gast durch eine subtile Bewegung seine unmittelbare Zahlungsbereitschaft zu erkennen gibt. Nun wird der Vorgang vollzogen, der Kartenlesegeräthalter versucht es noch einmal mit freundlichem Small Talk, das leidlich gelangweilt erwidert wird und verschwindet, eine möglichst gut gelaunte und entspannte Haltung demonstrierend in der Kulisse.
Wir wollten hier eigentlich zu Abend essen, werden uns aber lieber von dem Geld ein Einfamilienhaus mit großem Garten kaufen. Ich fühle mich völlig fehl am Platz, das ist absolut nicht meine Welt. Wir verschwinden, essen dann hervorragend zu normal teuren Preisen in der Stadt und sind damit besser bedient.
Am nächsten Tag ist Montag und ich habe fast den ganzen Tag Termine, muss also am Laptop arbeiten. Während ich so in unserer Miniküche auf meinem Hocker sitze, habe ich die Tür offen, um etwas Luft vom Weg davor durch die Tür hineinzulassen, denn ein Fenster haben wir in unserer Zelle ja nicht. Geplant war, nur zwei Tage bis Dienstag zu bleiben. Wir verlängern aber noch um einen weiteren Tag. Es gibt hier durchaus eine Menge schöner Strände und Ecken, die wir noch sehen möchten. Es ist ja auch nicht so, dass hier alle hinkommen, weil es so schrecklich wäre, man bekommt schon einiges geboten und das kosten wir aus.
Trotz der Nachsaison ist in der Stadt noch viel los, was in erster Linie durch die Kreuzfahrtschiffe verursacht wird, die in unglaublicher Zahl vor dem Hafen liegen. Am Tag unserer Abreise liegen dort sagenhafte fünf gleichzeitig. Wenn man eher konservativ 4.000 Passagiere je Eimer rechnet, dann sind das 20.000 Kreuzfahrttouristen, die sich da maximal gleichzeitig über die Stadt hermachen. Das merkt man auch.
Nach drei schönen Tagen auf Mykonos kommen wir frühmorgens am Mittwoch, den 20.09. mit der Fähre nach Tinos und an Bord unseres eigenen Kreuzfahrtschiffes zurück. Ich bin gespannt, ob alles Heile geblieben ist, nachdem es zunächst aussieht. Dann entdecke ich aber doch einen kleinen Sturmschaden, denn das Bimini achtern sieht komisch locker aus. Tatsächlich haben die tagelangen kräftigen Böen einen der Träger verbogen, der unter der Last des Windes irgendwann aufgab und sich wegduckte. Außerdem fehlt eine Schraube, die sich aufdrehen konnte. Ich bringe eine neue Schraube an und lasse den verbogenen Träger erst mal so, spanne nur den Rest nach, sodass wenigstens nichts flattert, denn wir möchten direkt auslaufen, den gut vorausgesagten Wind nutzen, der auch nicht den ganzen Tag so bleiben soll.
Nach Verlassen des Hafens und haben wir erst einmal einen großen Kabelleger zwischen uns und unserem Ziel, der da bewegungslos im Wasser liegt. Ich bin nicht zimperlich und will ihn schneidig und mit wenig Abstand passieren, was dieser deutlich missbilligt, mit seinem Signalhorn zum Ausdruck bringt und seinerseits etwas Fahrt aufnimmt, um Abstand zwischen uns zu bringen. Ich hatte das schon für mich erledigt, als ich feststellte, dass wir mit dem Funkgerät noch auf der Hafenfrequenz sind. Als ich umschalte, bekomme ich direkt die allgemeine Warnmeldung rein, dass man sich bitte mit mindestens 1 km Abstand zu diesem Kabelleger bewegen soll und ihm auf keinen Fall in seiner Arbeit stören mag. Das wird dann noch einige Male wiederholt. Oups!
Kurz danach frischt es massiv auf und ich gehe beeindruckt in das zweite Reff, überlege schon, ob bei annähernd 30 Knoten sogar nur die Fock reicht. Gedacht getan. Der Wind lässt kurz darauf nach und ich ziehe wieder das Großsegel hoch, der Wind lässt wiederum nach und so geht das Spiel weiter, bis ich alles an Segeln draußen habe und wir gemächlich dahinfahren.
Querab der Insel Sifnos, es ist bereits später Nachmittag, fahren wir schon seit zwei Stunden unter Motor. Die Aussicht, das noch die halbe Nacht zu machen, um unser Ziel Milos zu erreichen, ist keineswegs verlockend und ich schaue mal nach, ob man in Sifnos auch irgendwo landen kann. Man kann und ich biege links ab, fahre in eine wunderschöne Bucht und suche uns einen Platz zum Ankern. Es ist zwar nicht voll, ich sehe aber erst mal keine schöne Stelle, wo wir reichlich Platz hätten. Also fange ich an zu kurven, um die Sache genauer unter die Lupe bzw. unter das Downvisionsonar zu nehmen, bis ein Fischer auf uns zugefahren kommt, der uns seine Mooringboje zum Festmachen anbietet. Dies ist verbunden mit der Bitte, seinen Freunden im Restaurant einen Besuch abzustatten. Das machen wir, denn da wollten wir ohnehin hingehen. Hier liegen wir besonders geschützt hinter einem kleinen Wellenbrecher, der kurz darauf die untergehende Sonne hinter sich verbirgt.
Es ist so unglaublich spannend, diesen so winzigen Ort auf dieser ebenfalls kleinen Insel zu erkunden, von dessen Existenz man kurz vorher noch gar nichts wusste. Die Insel ist für ihre Töpferkunst bekannt, genau das Richtige für Filip und wir schauen uns einiges an. Die Katzen sind hier nach der Saison ebenfalls gut genährt, warten aber nach wie vor geduldig auf ihre Abendessen, das normalerweise kommt, wenn die Gäste fertig sind. Ich komme in dem Bild hier auf sieben wartende Katzen. Das ist Rekord!
Ich möchte noch mit Freunden telefonieren. Filip und ich verabreden uns in einer Kneipe, an der wir auf dem Hinweg vorbeikamen und in die ich nun gehe, um genau das zu tun. Hier kann ich dann auch gut auf Filip zu warten, der sich noch weitere Geschäfte ansieht. Es handelt sich bei der Kneipe um die Old Captain Bar. Der Name war schon vielversprechend, aber als ich den Innenraum sehe, verliebe ich mich direkt in die Einrichtung. Ich empfinde das heute noch als dermaßen gemütlich, dass ich mir das nachfolgende Bild als Bildschirmhintergrund auf meinem Arbeit-PC eingerichtet habe. Filip wundert sich darüber und fragt, wie das denn zusammenpasst. Ich bin überzeugt, dass das hervorragend zusammen geht!
Mit dem letzten angekündigten Wind verlassen wir die Insel am nächsten Morgen und setzen Segel zu unserem eigentlichen Ziel Milos, was unsere letzte Station in Griechenland werden soll. Wir wollen dort auf den Wind warten, der uns nach Italien bringt, aber bisher nicht in Sicht ist. Es wird ein schöner Segeltag und der Weg ist kurz. Ich habe den Vorteil Griechenlands wirklich zu schätzen gelernt, dass beim Segeln die nächste Insel nicht weit ist.
In der Einfahrt werden wir vom Osterhasen begrüßt, der hier Wache hält. Wir bekommen einen Platz auf der Innenseite des Stegs, der deutlich ruhiger sein soll, als außen und machen gut fest. Ich bin ausnahmsweise tiefenentspannt und geduldig. Filip muss in einem Monat zwar den Zug nach Hause für eine Hochzeit eines Cousins bekommen, der ab Reggio Calabria gebucht ist, bis dahin ist aber noch viel Zeit und wir können auf das perfekte Wetterfenster warten.
So werden wir Teil der Hafenroutine. Am spannendsten ist die tägliche Ausfahrt der Touristenboote, die hier mit regulären Segeljachten unternommen werden. Diese sind so dermaßen überladen, dass ich jedes Mal staune, was hier möglich ist, ohne dass eine Behörde einschreitet.
Es sind noch sehr viele Charterboote unterwegs, die teilweise flotillenweise, also in Gruppen, kommen und gehen. In einer windstillen Nacht schaut sich eine Crew sogar einen Film an, das Großsegel als Leinwand nutzend. Für mich war das neu!
Bei uns geht es weiterhin geruhsam zu. Wir warten weiter auf Wind, während die Tage vergehen. So schaue ich zweimal täglich in die Prognosen und mache die Kiste aber wieder zu, nichts! Tagsüber wird es immer noch recht warm, allerdings nicht mehr heiß und nachts kühlt es angenehm ab. Eine Wohltat!
Wie am vorangegangenen Bild der nachmittäglichen Ruhe zu sehen, ist das Bimini achtern teilweise demontiert. Dies wurde notwendig, um an das weiße Hecklicht zu kommen. Dieses will nicht mehr, was mich über die Maßen aufregt. Es handelt sich dabei um eine sündhaft teure LED Lopolight, die bei dem Preis länger halten sollte, als die Sonne Licht geben wird. Das tut sie aber nicht, sondern gibt nach nur drei Jahren auf. Ich messe durch und es gibt keinen Zweifel, die Lampe ist kaputt! Bei meiner Recherche stelle ich fest, dass Lopolight das gerne macht, also gut aussehen, teurer sein und kaputtgehen. Ich bestelle mir von einer anderen Firma Ersatz, vorsorglich auch schon mal für die Navigationslampe am Bug und erstehe als Provisorium beim örtlichen Händler eine billige, ganz normale Plastikleuchte.
Die muss jetzt nur 22 Tage halten, um das Preis/ Leistungsverältnis zu der Lopolight in Bezug auf Lebensdauer einzustellen. Die Kalkulation geht so:
Die Lopolight hat 374 EUR gekostet und 3 Jahre gehalten hat = 34 Cent pro Tag
Die billige Plastikleuchte vom Schiffshändler hat 8,50 EUR gekostet und muss demnach nur 25 Tage halten (8,50 EUR : 0,34 EUR = 25), um besser zu sein, als die teure LED Laterne. Das schafft die und ich werde sie dafür feiern!
Die obligatorischen Inselerkundung nehmen wir dieses Mal mit dem Scooter vor. Ich fahre, Filip ist hinten drauf, was uns nur 35 EUR für einen Tag kostet, auch wenn ich mich auf so einem Ding immer recht sterblich fühle. Wir kommen dann natürlich um Sarakiniko nicht herum. Eine Mondlandschaft von Strand an weißen Felsen, die in jedem Reiseführer mit als Erstes angepriesen werden. In den Kalkstein wurden Tunnel getrieben, die wir mit der Taschenlampe unserer Handys erkunden. Hier möchte ich nicht nachts sein! Meine Fantasie blüht, was das mal war und was es heute noch sein könnte.
Auch von der Klippe kann man hier todesmutig springen. Filip schlägt mir das vor, ich habe aber keine Badehose dabei und lehne mit dieser Begründung betont wehmütig ab.
Das alte römischen (!) Amphitheater besuchen wir kurz vor Sonnenuntergang. Es werden hier immer noch Aufführungen gegeben. Bei der tollen Aussicht wundere ich mich, ob da noch viel auf die Darbietung geschaut wird.
Abends besuchen wir dann den kleinen Ort Milos, der oben in den Bergen gelegen und über die Maßen gemütlich und schön ist. Auf der Insel kann man es wirklich gut aushalten und das müssen wir auch, den Wind ist weiterhin nicht in Sicht.
Dennoch belassen wir es bei dem einen Sightseeingtag und verbringen die restliche Zeit auf dem Boot. Das Kommen und Gehen der Charterboote ist für sich schon interessant. Täglich wechseln unsere Nachbarn. Hier kommt aber ein Eimer, der eigentlich ein kleines Haus werden sollte. Das Ding kann man mit dreiköpfiger Crew chartern und hat alles, was man so braucht, inklusive Whirlpool. Die monströse Größe beeindruckt, mir wäre das aber viel zu sperrig. Ich sehe von den amerikanischen Gästen zu keinem Zeitpunkt des Tages einen, der nicht ein Weinglas in der Hand halten würde. Fleißig sind sie also dort immerhin.
Am 29.09. ist es schließlich so weit. Nach 8 Tagen Warten, haben wir ein Wetterfenster, das zwar nicht ideal ist, aber besser wohl auch nicht werden wird. Wir fahren vor 6 Uhr morgens los, und erwischen den anständigen raumen Wind, der bis zur Südküste der Peloponnes vorherrschen soll. Diese müssen wir voraussichtlich unter Motor einen vollen Tag ohne Wind runden und am dritten und vermutlich vierten Tag über das südliche ionische Meer bei immer mehr auffrischendem Halbwind Richtung Sizilien kommen.
Erst jetzt, zurück auf See, bekomme ich die Muße, mich um die Positionslampe zu kümmern. Ich habe nur die nackte Lampe mit Leuchtmittel innen, aber kein Kabel, kein Netzteil, nichts weiter. So bastele ich los und opfere ein Zigarettenanzünderstecker den ich nicht mehr benötige.
Im Stecker befindet sich ein kleines Netzteil, dass ich mit samt der Sicherung ausräume, um Platz für meine Kabel zu finden, die ich mal für etwas völlig anderes gekauft hatte und die nun an die freien Kontakte gelötet werden. Es wird eine üble Fummelei, aber hält und funktioniert zunächst.
Der entscheidende Augenblick ist da und ich freue mich sehr, dass das Teil sogar anfängt zu leuchten, ohne dass mir das Boot sofort abbrennt.
Meine leuchtende Mondrakete kommt mit zwei Kabelbindern an den Geräteträger und fertig ist das Provisorium. Ich bin gespannt, wie lange das da jetzt so bleibt.
Das Kabel wird nun hochprofessionell vom Geräteträger runter zu der Steckdose geführt, über die dann, durch Stecken in die Steckdose, geschaltet werden kann. Nur regnen sollte es vielleicht besser nicht so stark.
Ich teste die Lampe noch einmal und … sie geht nicht mehr. In dem ausgeschlachteten und zweckentfremdeten Stecker gab es einen Kurzschluss. Ich lasse das mit dem Stecker, werde mir im nächsten Hafen einen richtigen mit vernünftigen inneren Anschlüssen, ohne die Notwendigkeit zu löten kaufen und schließe das Kabel hinter der Steckdose direkt an den Strom an. Geschaltet wird jetzt innen über die Stecksicherung, was zwar umständlich ist, aber für den Rest der Reise problemlos funktioniert. Hauptsache, wir werden gut gesehen!
So gehen wir in die erste Nacht. Das Wetter ist geprägt durch ein Tiefdruckgebiet, was einen wunderschönen Abendhimmel malt.
Zwischen dem Festland und der Insel Cythery ist einiges los. Ich nehme den Motor das erste Mal dazu, um stabil Kurs und Fahrt machen zu können, der Wind pendelt sich zwischen 5 und 10 Knoten ein, bis er ganz verschwindet und wir ab Mitternacht nur noch unter Motor weiter kommen. Hier ist es wirklich voll, es muss ja auch alles hier durch, was vom Westen kommt und in den Norden nach Griechenland, die Türkei, Istanbul oder das Schwarze Meer möchte. Für alle Schiffe in genau umgekehrter Richtung leuchtet nun unser Provisorium, sodass uns niemand in die Hacken fährt.
Wir umrunden bis zum Morgen den Peloponnes, richten den Bug am Morgen nach Norden in den wieder leicht aufkommenden Wind und machen Höhe, um uns dann schließlich am späten Vormittag wieder nur mit Windkraft fortbewegen können. Schließlich verlassen wir Griechenland und ich hole feierlich die Gastlandflagge ein. Wir sehen etwas wehmütig auf das Erreichte zurück. Ein gutes Jahr ist für Griechenland eigentlich zu wenig. Wir haben aber immerhin die Ionischen Inseln und die Nordägäis recht gut erfahren und im Nordosten ein sehr anderes und interessantes Griechenland entdecken dürfen, das kaum ein Tourist zu Gesicht bekommt. Vor allem die südliche Ägäis fehlt uns bis auf die zwei bis drei Inseln, die wir in den letzten Wochen gesehen haben. Jedoch wird es auch mal wieder Zeit für etwas kulturelle Abwechslung, insbesondere aber nicht nur im kulinarischen Bereich. In Griechenland gibt es griechisches Essen. Punkt. Dass man mal etwas anders findet, ist ausschließlich in den sehr touristischen Ecken möglich und selbst da selten. Auch wenn wir das alles sehr schätzen, ich habe mich an griechischem Salat immer noch nicht satt gegessen, darf es dennoch gerne jetzt mal wieder etwas grundsätzliches anderes sein.
Der Clipper fährt so in unsere zweite Nacht und bring mit ordentlichen 6 Knoten Fahrt bei ca. 15 Knoten Wind stetig Strecke hinter sich. Wir sind nun ziemlich genau auf halbem Weg zwischen Griechenland und Sizilien auf dem offenen Meer, es sind noch 150 Meilen (ca. 241 Kilometer) bis zum Ziel. Gegen 23 Uhr mache ich meinen regelmäßigen Check und sehe, dass wir bei dem Wind viel zu wenig Fahrt machen. Wir stehen fast im Wasser, aber die Segel stehen gut, der Wind ist ok, nur Fahrt durch Wasser und über Grund sind fast 0. Ich prüfe das noch mal mit dem Handy und der dortigen Navigationshilfe, aber alle drei Quellen sind sich einig: Wir sind weit weg von jeder Küste, unter uns sind über 4.000 m Wasser und stehen praktisch. Das ist gruselig!
Ich schaue draußen um das Boot und tatsächlich haben wir uns etwas eingefangen, das uns festhält und von dem wir erst mal nicht wissen, was das ist. Irgendetwas Illegales oder hochexplosives? Es ist jedenfalls nicht schwer und stellt sich als Styroporblock heraus, der an zwei Leinen hängt, die in der schwarzen Tiefe des Wassers verschwinden.
Ich vermute hier nun einen Schwimmer eines riesigen Treibnetzes vor mir zu haben. Da ich so etwas aber noch nie gesehen habe, bleibt es bei der Vermutung. Dagegen ist aber klar, dass das da unverzüglich verschwinden muss, damit wir uns schleunigst von diesem Ort entfernen können. Da ich mir nicht anders zu helfen weiß, lege ich die Rettungsweste an, binde mich damit ans Boot fest und hocke mich auf die kleine Badeplattform, um die beiden Leinen von dort wegschneiden zu können. Wir sind dann auch tatsächlich los und der Clipper nimmt wieder Fahrt auf, sich von dem Ding zügig entfernend.
Am kommenden späten Nachmittag sehen wir schon wieder so ein Teil, von dem wir aber gut frei bleiben können. Ich bin mir sehr sicher, dass das ein blödes Fischernetz ist, bin mir dagegen nicht sicher, ob das so riesig sein darf und wie der Fischer das findet, wenn man daran herumschnippelt.
Die letzte Nacht bricht an und der Herbst sorgt weiterhin für spektakuläre Szenerien.
Zu Beginn dieser letzten Nacht vom 02. auf den 03.10. mache ich wie jedes Mal in der Dämmerung für die Nacht das Radar an. Dabei fallen mir zwei große Kontakte auf, zu denen ich kein AIS Signal habe. Das ist bei der Größe sehr ungewöhnlich. Für Fischer sind die zu groß, aber bei der Größe auch so nah, dass ich eigentlich etwas durch das Fernglas sehen müsste. Und tatsächlich, Donnerwetter!
Ich habe soeben mit Kontakt Nr. 2 einen Flugzeugträger aufgeklärt, der in den Dimensionen und an dem Ort ja nur Amerikanisch sein kann. Selbst zu meiner aktiven Zeit kam ich den Dingern nicht so nahe. Der Kontakt Nr. 1 dürfte ein begleitender Kreuzer sein, der uns sicherlich auf Abstand gehalten hätte, hätten wir unseren Kurs aus Neugier geändert. Irgendwo unter uns muss dann in jedem Fall noch ein Atom-U-Boot sein, dem wir mit unserem Tiefenmesser ununterbrochen entgegen zirpen, dass wir ein Segelboot sind.
Mehr passiert dann nicht mehr. Es wird Nacht, der Trägerverband verschwindet nach Osten und wir nach Westen, uns auf Syrakus freuend, das eine absolute Empfehlung ist und das wir aus Zeitgründen auf der Fahrt nach Griechenland nicht besuchen konnten. Wir erreichen den riesigen natürlichen Hafen von Syrakus in der Nacht, es ist mal wieder eine navigatorisch interessante Anordnung von Leucht- und Richtfeuern, aber bei der großen Einfahrt alles kein Problem.
Etwas kniffliger ist dann aber schon, ein schönes Plätzchen für uns im Dunkeln zwischen den anderen zahlreichen Ankerliegern zu finden. Da das Schätzen von Abstand nachts noch schwieriger als am Tag ist, gehe ich auf Nummer sicher und bleibe weit draußen in der Bucht auf hervorragend haltenden Ankergrund. Um ziemlich genau 3 Uhr morgens am 04. Oktober 2024 fällt der Anker des Clipper auf Grund und wir ins Bett, um uns endlich wieder einmal auszuschlafen, bevor es an die Entdeckung dieser Stadt geht.
Hallo mein Lieber, wie immer sehr interessant und unterhaltsam.
Gesundes Neues!
Wieder ein toller Beitrag von dir. Wir haben inzwischen Europa verlassen und sind über Weihnachten und Sylvester nach Martinique gesegelt. Hier wollen wir zunächst entspannen und dann die Inseln erkunden.
LG Stefan
Wow, Stefan!
Da seid ihr uns aber jetzt entkommen 😉
Glückwunsch zum offenbar gelungenen Crossing und viel Spaß da drüben!! Vielleicht treffen wir uns ja dann auf den Azoren, wenn ihr auf dem Rückweg seid 😀
Viele Grüße
Matthias
Lieber Matthias,
vielen Dank für Deinen / Euren Bericht. Hatte mir schon Sorgen gemacht … :). Ich habe meine „große Ostseerunde nach 5 Monaten abgeschlossen und warte nun darauf, dass es wieder losgehen kann. Euch eine gute Zeit.
LG Gustav
Hallo Gustav,
bei uns ist alles gut 😉 herzlichen Glückwunsch zur großen ostseerunde, da bist du uns jetzt in der Hinsicht etwas voraus!
Dir auch eine gute Zeit, lass sie dir nicht zu lange werden. Einen schön gestalteten Blog hast du.
Viele Grüße
Matthias