Dienstag 13.10. bis Mittwoch 14.10.2020
Unterschiedlicher könnte der zweite Teil kaum sein. Es gibt im Prinzip nichts von dem Törn von Muxia nach Fisterra, dem Ort kurz hinter dem Kap Finistère, zu berichten.
Wir verließen kurz nach 10 Uhr Muxia und machten uns bei schwachem Wind auf den Weg, weiter nach Süden. Die Fahrt war in jeden Beziehung unspektakulär. Es kamen ein paar leichte Regenschauer von achteraus auf, sodass wir mit ständig wechselnden Windstärken im moderaten Bereich zwischen 5 und 20 Knoten zu tun hatten. Ich beschäftige mich damit, die Segelfläche diesen Wechsel laufend anzupassen und hatte am Ende des Törns jedes Segel mal in der Hand gehabt. Eine menge Arbeit, aber was tut man nicht für Geschwindigkeit auf der einen, und neuerdings Sicherheit, auf der anderen Seite. Das einzige Missgeschick heute war eine durch die Hand rauschende Schot des Code Zero. Auch so ein Fall von “Das weißt du genau, wie man das richtig macht, sodass das nicht passieren kann“. Ansonsten engagiertes und cooles Segeln..
Wir runden das mittelalterliche Ende der Welt bei etwas durchwachsenem Wetter und laufen eine Pier an, zu der mir zwei gegensätzliche Informationen vorliegen: a) Nur für Arbeitsboote b) Für Yachten
Wir peilen die Lage, da liegt schon ein kleines Segelboot. Ich erkläre uns zum Arbeitssegelboot und wir legen sanft an. Wenn einer zum Meckern kommt, können wir ja immer noch ein paar Meter weiter den Anker schmeißen und das einsatzbereite Dinghy nutzen. Es kommt aber keiner. Zumindest nicht zum Meckern.
Ich hatte gelesen, dass Fisterra und das Kap eine Fortsetzung des Jakobswegs sind. Wer in Santigo de Compostela noch nicht genug hat, kann hierhin weiter pilgern und anschließen noch nach Muxia. Dadurch ist das Dorf vom Pilgertourismus und Tourismus zum Kap generell geprägt. Allerdings leider nicht mehr um diese Jahreszeit. Kaum etwas der vielen Kneipen und Restaurants ist zu unserem Leidwesen geöffnet.
Wir kommen rechtzeitig an, um bequem die 40 Minuten zum Kap laufen zu können, was wir auch tun. Somit pilgern wir los, sind dann mal weg und ein kleines Stück auf dem Jakobsweg, also genau 2,2 km ….
Ich finde es klasse, mal auf diesem Kap zu stehen, hätte ich mir nicht träumen lassen, mal auf diesem Felsen zu sein. Das große, gleichnamige Verkehrstrennungsgebiet davor ist so markant, man kommt von Norden auf dem Weg zum Mittelmeer, und umgekehrt natürlich, zwangsläufig hier vorbei und ich hatte schon häufig, damals auf der Rommel, den Finger auf dieser Stelle auf der Karte. Es war einfach ein Meilenstein auf dem Weg, ob man schon am Kap Finistère vorbei ist, oder noch nicht.
Nach diesem Besuch pilgern wir zurück, gehen im Supermarkt einkaufen, stellen fest, dass wirklich alle infrage kommenden Restaurants geschlossen haben, gehen zurück an Bord und machen uns was Tolles zum Abendessen.
Dann füllt sich der Ponton, an dem wir liegen, immer mehr mit Anglern, je dunkler es wird, desto mehr werden es. Die ganze Nacht ist der Steg voll von denen und noch am nächsten Morgen stehen die Letzten dort, als wir ablegen. Zombianlger, wenn es dunkel wird kommen sie wortlos und steh da einfach rum. Fast unheimlich.
Wir fahren weiter, motoren aus der Bucht, in den Sonnenaufgang und den Wind. Es wird einer der besten Seetage, die wir auf der bisherigen Reise hatten.
Der Schwell blieb unter einem Meter, im weiteren Verlauf eher noch unter einem Halben. Der Wind kam genau aus Norden, wir mussten genau nach Süden. Das führte dann über die meiste Strecke zum Schmetterling mit ausgebaumter Genua, später dem Code Zero. Ich hatte am Vormittag sogar noch einen ziemlich entspannten Arbeits- Call. Filip fährt in der Zeit und ich kann mich auf etwas völlig anderes konzentrieren. Super!
Je später es wurde, desto sanfter die Welle und der Wind. Es wurde geradezu beschaulich ruhig. Heute werden keine Heldengeschichten geschrieben, keine blöden Situationen produziert, sondern das Segeln und das Leben genossen. Ich weiß nicht, ob ich die Stimmung des langsamen, ruhigen Dahingleitendes am Nachmittag dann richtig einfangen kann. Es war ein unglaublich glücklicher Moment.
Wir kamen genau bei Sonnenuntergang an, also noch bei Tageslicht. Somit keine aufregende Revierfahrt im Dunkeln. Perfekt! Wir machten schnell Seeklar zurück, um zumindest noch einen kurzen Gang durch die neue Gemeinde zu machen.
Filip testet schon mal den Skatepark, anschließend gehen wir das Einlaufbier in einer Kneipe um die Ecke nehmen. Auch hier sind wir deutlich außerhalb der Saison, sodass es nicht mehr so warm ist. Aber unglaublich schön ist es immer noch. Ich freue mich auf die kommenden Tage in der Gegend hier.