Gestern später Nachmittag kam ich dann in Hamburg an und ein ordentliches Paket Anspannung viel von mir ab. Ist ja nun dass erste Mal und von Routine kann noch keine Rede sein. Immer noch passiert vieles das erste Mal und ist entsprechend.

Gestern Morgen wartete ich auf die Flut und hatte durch den starken Wind, der auch hinter der Schleuse herrschte, rechten Bammel. Ich habe den Vormittag damit zugebracht, das Boot vorzubereiten, da ich vor der Schleuse noch Tanken wollte. Der Sprit dort hat keinen Bio Anteil, wodurch das Risiko der sogenannten „Dieselpest“ stark herabgesetzt ist. Der Bioanteil zersetzt sich, wird durch Bakterien aufgefressen und die wiederum setzen den Dieselfilter zu, wenn sie sich zu stark vermehrt haben. Damit fällt der Motor dann aus, gerne natürlich, wenn man ihn gerade am dringendsten braucht. Ein großes Problem, auch für Notstromagregate, deren Dieselvorrat zu lange (viele Monate oder Jahre) im Tank steht.

Im Yachthafen Brunsbüttel im Päckchen mit netten Nachbarn liegend

Also den Nachbarn losgeworfen, als es halb 12 war, der ganze Hafen machte sich bereits auf den Weg zur Warteposition für Sportboote auf der Südseite der Schleuse. Ich bin gut gegen den Wind von meiner Anlegestelle weg gekommen und musste bei der Tankstelle feststellen, dass noch 3 Motorboote vor mir waren. Der Tankwart rief mir „15 Minuten, dann kannst du“ zu, das habe ich dann gemacht. Das wurde dann mein schlechtester Anleger diese Reise. Gegen den Wind mit Steuerbord war wohl ok, aber statt in die Achterleine einzudampfen, habe ich ihm die Achterspring rübergeworfen und kam dann gegen den Wind nicht richtig an den Steg. Das ganze steigerte sich dann noch damit, dass ich mir die Vorleine, die er nicht richtig annahm und die dann im Wasser landete, fast in das Bugstrahlruder ein gezogen hätte, das einfach weiter lief, statt wie sonst, beim Loslassen der entsprechend Taste, zu stoppen.

ÜBEL

Ich kam mit meiner ersten Schramme im Rumpf irgendwie an den Steg. Zum Denken, Schämen, Bereuen oder Analysieren war keine Zeit, über UKW bekam ich schon mit, dass die Schleuse für Sportboote gerade aufmachte. Ich war in meinem „Augen zu und durch“ Programm. Also tanken so schnell es nun mal geht, bezahlen, ordentlich ablegen und mit 7 Konten quer über den Kanal. Auf UKW habe ich die Schleuse dann gefragt, ob sie mich noch mitnehmen können. „Sind Sie der, der gerade über den Kanal geschossen kommt?“. Ja, bin ich. „Ja, Sie nehmen wir noch mit“.

In der Schleuse dann mit Backbord, der anderen Seite also die, noch unangetastete Leinen hatte, längsseits eines anderen Seglers gegangen, der mithelfen konnte.

Leider war der Schleusenvorgang extrem kurz. Ich bekam das Boot nicht fertig aufgeklart und schmiss alles, was ich an Oberdeck nicht mehr brauchte in die Kabine, für später. Dann lief ich mit Fendern außenbords (die brauchte ich ja in der Schleuse für den Anleger) und den notdürftig belegten Leinen, dass mir die nicht in die Schraube kommen, aus der Schleuse raus. Draußen war die Tide gerade am kentern und es standen 6 Windstärken mit etwas dazugehörigem Rest an Nordseeschwell von der Seite. Hier sind dann die Grenzen der Einhandsegelei. In der Situation kann ich vom Ruder nicht weg, viel zu gefährlich, unter Autopilot zwischen den anderen auslaufenden Sportbooten.

Zum Glück war kein Verkehr, sodass direkt ich auf die andere Seite des Fahrwassers kam, ohne einem „Großen“ (oder natürlich auch Kleinen, die haben dem Fahrwasser folgend alle Vorfahrt) zu nahe zu kommen.

Dort habe ich dann angeleint, mit langsamer Fahrt gegen den Wind und etwas Platz, immer wieder den Tiefenmesser im Auge behaltend, das Deck aufgeklart. Die Segel hatte ich direkt für das zweite Reff soweit vorbereitet, dass ich diese dann auch hochnehmen konnte. Damit kam Ruhe ins Schiff und die Rauschefahrt, die Elbe hoch, begann.

Ich konnte dann das Chaos unter Deck aufräumen und mich der Geschwindigkeit erfreuen. Der Wind ging in der Landabdeckung dann auf 4-5 Windstärken zurück, blieb allerdings extrem böig. Ich nahm dennoch die Refs später raus und machte teilweise über 7 Konten Fahrt durchs Wasser. Die Flut half mit über 2 Konten mit, sodass ich mit teilweise über 9 Konten über Grund das Fahrwasser, der Ideallinie folgend, ständig in den Kurven kreuzend, Richtung Hamburg schoss. Das war Wahnsinn, sehr anstrengend, da ich natürlich ständig den mäßigen Verkehr dabei im Auge behalten musste und hat unglaublich viel Spaß gemacht.

Verkehr auf der Elbe

Gegen 18 Uhr kam ich dann an meinem Ziel an. Der Hafen liegt direkt südlich der Landebahn des Airbuswerks, bei einem alten U-Boot Bunker, den man regelrecht umfahren muss, um hereinzukommen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich anlegen kann, wusste nur, dass es dort Fingerstege gibt.

Die Hafeneinfahrt

Also beide Seiten zum Anlegen vorbereitet, so kann mir nichts passieren. Ein Plätzchen fand sich rasch, Hilfe kam beim Anlegen von Land und der Anleger war ok.

Kurze Zeit später kam dann ein Nachbar und Dauerlieger auf die andere Seite des Stegs, mit dem ich mich dann gut noch ein paar Stunden unterhalten konnte und der mir Tipps für das Wattenmeer und zum Thema „Trockenfallen“ gab, etwas das ich bald wenigstens einmal mit meinem Kimmkieler ausprobieren möchte. Wie das dann aussieht, werde ich dokumentieren 🙂

Angekommenen

Heute merke ich so richtig, wie die Anspannung der letzten Tage von mir abfällt. Ab Mittwoch geht das SKS Praxis-Training in der Segelschule los, für das ich hergekommen bin. Ich hoffe, das reicht dann für die Prüfung am Sonntag. Nötig wäre der Schein nicht, aber man lernt auch da dazu. Zumal ich für den Theorieteil während des Lockdowns viel gelernt und die Prüfung dann kurz nach dem Lockdown auch bestanden hatte. Das würde ich dann natürlich auch gerne fertig machen. Ist aber kein Selbstläufer, das Niveau ist hoch. Soweit……Ich genieße das Hamburger Schmuddelwetter, das die kommenden Tage nicht besser werden wird.

Aufräumen, putzen und Wäsche waschen
3 Gedanke zu “Von Brunsbüttel nach Hamburg”

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