Dienstag, 22.09.2021 bis 15.10.2021

Wir werden nun geplant bis Freitag in Calheta, bleiben, um dann zum 5 Sterne Hotel Quinta do Lorde zu wechseln, welches als kleines Dorf im Nirgendwo am östlichsten Ende der Insel aus dem Nichts erbaut wurde. Sogar eine Kirche und einen angedeuteten Leuchtturm soll es haben. Dort versprechen wir uns den perfekten Mix zwischen Wellness und anderen Annehmlichkeiten des Hotels neben dem Dasein auf dem Boot.

Die Marina von Calheta ist deutlich schöner als ich den Törnführer verstanden hatte. Ja, die Duschen sind nicht der Bringer, aber alles andere ist sehr ansprechend. Die ersten Unterschiede zu den Kanaren werden deutlich. Wir kommen von der, von Wasserknappheit geprägten, Insel Lanzarote und was finden wir hier:

Wasser läuft einfach so völlig ungenutzt die Felswand runter. Ein kleiner Wasserfall eben. Undenkbar dort, wo wir gerade herkommen.

Nur unser deutscher Nachbar macht uns Probleme. Tatsächlich überhaupt nicht der nette Eigner selbst, der leider zwischenzeitlich nach Deutschland geflogen ist, sondern sein portugiesischer Segellehrer, der noch auf dem Boot weilt und seine Geselligkeit zum allgemeinen Leidwesen mit fortschreitendem Tag und unter Zuhilfenahme diverser Getränke immer weiter ausbaut. So kommt der arme Polizist nicht mehr aus dem Small Talk heraus und der Werftmitarbeiter verdreht die Augen, da ihm das Knuddeln zu viel wird, welches das überschwängliche Lob für seine Arbeit begleitet. Das gipfelt dann ab etwa Mitternacht regelmäßig in lautstarken Telefonaten, bei denen der entfernte Gesprächspartner so gut wie nicht zu Wort kommt, da von der 2–3 Meter von unserer offenen Dachluke entfernten Stelle ohne vernehmbare Unterbrechung gesprochen wird. Am Donnerstagabend und somit in der Nacht vor unserer, für 5 Uhr vorgesehenen Abfahrt, eskaliert das noch in einer kleinen Party im Cockpit dort. Ob der Segellehrer das alles mit dem Eigner abgesprochen hat? Wir jedenfalls schließen, der Frischluft entsagend, die Luken und ebenso mit Hilfsmitteln unsere Ohren, was uns wenigstens etwas schlafen lässt. Nichts wie weg hier…

Wir haben an diesem Freitag um 12 Uhr am Flughafen einen Termin, um den Leihwagen abzuholen. Nach dem Durchspielen der verschiedenen Möglichkeiten entschließen wir uns, den Wecker um 4 Uhr klingeln zu lassen, um spätestens um 5 Uhr gemeinsam mit dem Boot auf dem Weg zum anderen Ende der Insel zu sein, um dann schließlich zusammen mit dem Bus zum Flughafen zu fahren.

Und so geschieht es. Wir kommen gut aus der doch recht engen Box heraus, verlassen den Hafen und fahren dicht unter der Küste entlang, leider komplett ohne Wind und somit unter Motor. Dafür haben wir aber den Sonnenaufgang auf dem Wasser, welches so ruhig ist, dass Filip in Frieden noch eine gehörige Mütze Schlaf nehmen kann. Optimal!

So erreichen wir sogar etwas vor der Zeit die Marina des 5 Sterne Luxushotels Quinta do Lorde, einem Resort, wo für uns vegane Milch und Honig fließen sollen.

Wir werden vom Marinero bereits vor der Marina mit dem Speedboot empfangen und an unseren Liegeplatz geleitet, wo man beim problemlosen Anlegen hilft. Als ich mich dann beim Einchecken im Büro der Marina zu den Annehmlichkeiten des Hotels informieren möchte, kommt die knappe Information, das Hotel sei geschlossen, wir könnten aber die Tennisplätze nutzen. Das erklärt auch, warum meine Recherchen vorab so komisch ins Leere liefen, als ich mich informieren wollte. Auf TripAdvisor sieht alles noch normal aus, auch wenn die Bilder dort hauptsächlich eines nicht zeigen: Gäste. Wer aber versucht über die Homepage des Hotels an eine brauchbare Information zu kommen, läuft buchstäblich ins Leere.

Na danke. Es stellt sich heraus, dass die Anlage, die die Investoren mal ein großes Vermögen gekostet haben muss, schon länger insolvent ist, der Bank gehört und für ein nun sehr viel kleineres Vermögen bislang erfolglos einen neuen Besitzer sucht.

Voll war die Anlage wohl nie, zog nicht: Sie ist 40 Minuten mit dem Auto von Funchal entfernt, hat nur einen kleinen Strand, der dafür aber sehr große Sandkörner (Steine) hat. Das Hotel wurde oft mit durchwachsenen Kritiken beschrieben, weil es wohl für die geringe Nachfrage viel zu groß geraten war, als dass es durch die dann notwendigen Sparmaßnahmen im Service jemals dem eigenen 5 Sterne Anspruch hätte gerecht werden können.

So zerfällt einiges jetzt vor sich hin, was nicht in Schuss gehalten wird und der Leerstand vermittelt ein morbides Bild des Jammers, denn Potenzial kann man durchaus noch erkennen. Andere Hotelanlagen, die zum Beispiel auf Fuerteventura ebenfalls weit ab von der nächsten Behausung in den Wüstensand gesetzt wurden, scheinen zu funktionieren. Na ja, was wissen wir schon.

Wir müssen unsere Exkursion dann leider abbrechen, da man uns bei derselben „erwischt“ und mitteilt, dass es im höchsten Maße unerwünscht sei, wenn wir hier herumspazieren. Das ist sehr schade, denn es macht schon Spaß und ist aufregend, die Anlage zu erforschen und ihr das eine oder andere, hier nicht dokumentierte Geheimnis zu entlocken.

So verbleiben wir ohne all die Dinge, die wir uns hier versprochen hatten, an einem Ort, wo das einzige, was noch lebt, die Marina mit einem kleinen Restaurant, einen Yachtzubehörladen und einem kleinen Shop für den täglichen Bedarf ist, die allesamt um ihren Fortbestand kämpfen. Die Marina leidet sichtbar unter einem immer größer werdenden Investitionsstau. Unser Steg liegt perfekt, aber die ersten Meter am äußersten Ende gibt es bereits nicht mehr, die Nächsten zerfallen auch schon und hängen schräg zur Seite, sodass selbst die Angestellten klagen, dass zu wenig in die Instandhaltung gesteckt wird. Dabei muss man sich hier um Kunden offenbar keine Gedanken machen. Die Branche boomt, man hat eine Warteliste, weswegen wir zunächst in den Süden, in die vermeintlich weniger attraktive Marina Calheta ausweichen mussten.

Ohne Auto sind wir hier nichts. Wir haben dieses Mal immerhin eines bekommen, das wir nun am Flughafen abholen. Das nächste Highlight der Insel:

Madeira hat im Prinzip auf der gesamten Insel keine einzige ebene Fläche. Es geht ausschließlich atemberaubend rauf und runter, sodass man den modernen Flughafen teils auf Stelzen an einer thermisch so ungünstigen Stelle errichten musste, dass er zu den gefährlichsten der Welt gehört. Im Endanflug geht es bei nördlicher Betriebsrichtung auf die Steilküste zu, bis der Flieger dann knapp davor sowohl zur Bahn drehen als auch sinken muss, was in den böigen Fallwinden, die an der Küste normal sind, eine fliegerisch absolute Herausforderung ist.

Unter der Bahn befindet sich übrigens eine Werft und ein Lager für Jachten, man sieht dort sehr viele Segelboote herumstehen, sowie eine Go-Cart Bahn.

Es handelt sich dabei ernsthaft um den Aeroporto Internacional da Madeira Cristiano Ronaldo, benannt nach dem berühmtesten Sohn der Insel, dem jetzt wieder bei Manchester United unter Vertrag stehendem aktiven portugiesischem Fußballer mit dem ausgeprägten Oberkörper, Pathos und Ego. Ich warte darauf, dass die Kölner ihren Platz endlich in Lukas Podolski Flughafen umbenennen!

Die Büste von Christiano Ronaldo an dem nach ihm benannten Flugplatz

Wir haben nun das Auto und beginnen einen Intensivkurs Madeira, wie wir ihn so noch auf keiner Insel davor hatten. Unmöglich, das hier alles vollständig aufzuführen. Zudem ist die Landschaft einfach viel zu gewaltig, als dass man das über Bilder transportieren könnte. Ich mache dennoch ein paar ausgewählte Versuche, auch wenn es nur einen blassen Eindruck dieser monumentalen Gewaltigkeit vermittelt…

Zunächst noch einmal CR7, also Christiano Ronaldo mit seiner Rückennummer 7, hier als Statue in seiner typischen Freistoßpose am Hafen vor dem Christiano Ronaldo Museum. Man kann gut erkennen, dass ihm oft die Hand geschüttelt wird und wo viele ihm außerdem noch nahe sein möchten.

Wäre ich allein hier gewesen, hätte ich einen Besuch des Museums der Vollständigkeit wegen ggf. gewagt. Mit Filip zusammen setzten wir andere Prioritäten. Madeira ist die Blumeninsel und das zurecht. Was hier bei entsprechendem Klima und Wasser in Hülle und Fülle wächst, ist beeindruckend.

Beim Stadtrundgang durch Funchal fällt an anderer Stelle Papst Johannes Paul II. als Statue vor der Kathedrale auf. Er besuchte bisher als einziger Papst die Insel und wird dafür seitdem mit Statue und am Marienschrein dauerhaft verehrt.

Ansonsten tut Funchal der Tourismus gut. Im Rahmen eines Kunstprojektes wurden die Eingangstüren einer Gasse genau der Häuser verschönert, aus denen vorher sehr leicht bekleidete Damen und Verkäufer von Substanzen mit zweifelhaftem Ruf schauten. In der Nähe befindet sich zudem die Talstation der Seilbahn zum Botanischen Garten, wodurch sich nun in der traditionell dunklen Ecke der Stadt die Restaurants für Touristen aneinander reihen. Die meisten finden, dass dies eine Verbesserung darstellt.

Wir haben normalerweise einen Kleinwagen als Leihwagen, wie zum Beispiel ein Fiat 500 oder dergleichen. Hier allerdings war es auf einmal ein Panzer, der wohl ein Upgrade wegen fehlender Verfügbarkeit von etwas Kleinerem war:

Das führt aber ausgerechnet auf Madeira in den teils winzigen Gassen von Funchal und den super engen Bergstraßen, in die uns die Navigation ungefragt lotste, zu prekären Situationen. In Funchal passieren wir so eine Gasse zwischen einer Häuserwand links und rechts parkenden Autos. Das ergibt mit diesem Jeep dann nur noch so wenig Platz, dass die Einparkhilfe die komplette Straße entlang für beide Seiten durchgängig heult, weil eigentlich kein Platz für das Passieren mit unserem Schlachtschiff ist. Zumal, wenn man die Abmessungen dieses intergalaktischen Sternenkreuzers noch bei Weitem nicht im Gefühl hat. Am Ende musste Filip dann sogar aussteigen und mich einweisen, sodass ich in vier Zügen um die kleine Ecke in die nächste Gasse komme. Wir wiederholen das in der Stadt zwar nicht…

… aber dafür an anderer Stelle in den verrückten Bergstraßen.

Apropos Bergstraßen. Die Straßen, auf denen man ehemals die Insel umrunden konnte, waren eher einspurige, aber zweispurig genutzte und in die Steilküste gehauene asphaltierte gerade Ebenen. Man kann diese heute noch teilweise befahren, genauer gesagt bis zur nächsten Sperre besichtigen. Es war eine gefährliche Tortur diese zu nutzen.

Die europäischen Infrastrukturhilfen wurden auf Madeira, anders als in Tazacorte, nicht in Mauern, sondern in Straßen und Tunnel investiert. Und das richtig! Heute fährt man, wenn man von der Ost- zur Westspitze der Insel fährt, fast ausschließlich durch Tunnel, die immer wieder von den Tälern unterbrochen werden, wir hier zu sehen, aus dem Tunnel in den Tunnel. Und das Über eine Stunde lang:

Ansonsten ist auf Madeira wirklich nichts gerade. Die Insel besteht aus Steilküste …

…und Tälern und Bergen. Ebenen gibt es so gut wie keine, eher einen einzigen großen Hang, den man dann auch direkt genommen hat, um die Hauptstadt Funchal daran zu bauen.

Wir haben uns dann einen Tag lang das Nonnental (Curral das Freiras) angesehen. Im Tal befindet sich das Örtchen Câmara de Lobos, das für seine Esskastanien berühmt ist und eine Reihe von Restaurants hat, wo es alles Mögliche daraus hergestellte gibt.

Von dort aus fährt man dann die Felswand hoch. Die alte Straße kann man hier noch sehen. Sie war zu gefährlich und die Aussichtspunkte sind heute über eine moderne Straße zu erreichen:

Ich habe versucht, die spektakuläre Gewalt dieser nicht enden wollenden Felswände im Foto zu dokumentieren. Es ist aber wohl ein zweckloses Unterfangen.Im Video geht es einigermaßen;

Wir fahren weiter auf den dritthöchsten Berg der Insel, dessen Gipfel man mit dem Auto erreichen kann. Gut dass wir die PS starke Kiste haben, auch wenn sie in ihren Abmessungen nicht optimal ist!

Man kann hier auf den Höhengraden wandern, dass einem das Herz aufgeht. Wir haben aber nur Zeit und die Möglichkeit für einen Wandertag und es soll ein Rundweg im Wald sein.

Wir besuchen ein Touristenhighlight: die Seilbahn von Achadas da Cruz. Als wir dort ankommen, bleibt mir das Herz stehen! Diese grauenhafte Installation führt eine Gondel von der Kante der Steilküste etwa 500 Meter nahezu senkrecht an der Felswand bei böigem Wind von der Seite nach unten zu ein paar Schrebergärten.

Man muss genau hinschauen, dass man rechts den Beginn des Seils sieht, das steil nach unten führt

Dass ich hier überhaupt eingestiegen bin, war in einem schlimmen Missverständnis begründet. Wir warten vor der Gondel, der Techniker und Ticketverkäufer erklärt lang und breit, mit welchen technischen Schwierigkeiten er gerade zu kämpfen hat und dass die Gondel immer wieder stehen bleibt. Wenn die nächsten zwei Touren sauber laufen, macht er mit reduzierter Geschwindigkeit weiter. Selbst Filip ist das nicht geheuer und er stellt die Option zur Diskussion abzubrechen, was mich überrascht und mir sehr zusagt.

Als der Seilbahnbetreiber dann nach der zweiten Fuhre Unheil verkündend auf uns zukommt, fragt Filip, ob wir gehen wollen. Ich verstehe zum Auto gehen und die Flucht ergreifen. Aus meiner Sicht die einzig logische und vernünftige Entscheidung. Filip meint aber zur Bahn gehen. Mein klares JA, bewirkt dann das Gegenteil von dem, was ich dringend beabsichtige, Filip läuft in die falsche Richtung und wir landen in den Fängen des Seilbahnbetreibers. Ich ergebe mich in mein Schicksal. Lieber die Klippe hinabstürzen, als jetzt noch einen peinlichen Rückzieher machen. Ich versuche mich mit einem Video von dem Grauen abzulenken, das mich umgibt, nachdem wir uns an dem nach unten gerichteten Drahtseil, an der Gondel hängend, über die Kante in den Abgrund geworfen haben, welche nun im Wind hin und her schwankt und langsam in die Tiefe hinabsinkt.

Wir laufen unten ein wenig umher. Nach einer halben Stunde geht es dann wieder zurück. Abwärts kommt man dem Boden des Abgrunds langsam immer näher. Es wurde also mit fortschreitender Reise dadurch immer besser. Aufwärts kehrt sich dass ins Gegenteil. Das Grauen nimmt mit jedem Meter zu. Ich studiere lange und intensiv die Struktur der Bodenplatte der Kabine, meine Hände sind schweißnass. Oben angekommen widerstehe ich dem Impuls, mich wie der Papst auf den Boden zu knien, um den neu gewonnenen Erdboden zu küssen.

Weiter geht es zum mystischen Höhepunkt: dem Feenwald, einem meistens im Nebel liegenden Vulkankrater, in dessen Kegel die knorrigen Lorbeerbäume stehen und mit Leichtigkeit eine Atmosphäre vermitteln, die mit mystisch hervorragend getroffen ist. Ich lasse Bilder sprechen, da es erneut umgekehrt proportional so wenig beschreiblich ist, wie es massiv beeindruckt.

Nach diesen und weiteren Erkundungen müssen wir das Auto wieder abgehen und verbringen die letzte Woche der mittlerweile verlängerten Liegezeit ausschließlich auf dem Boot. Ich arbeite ganztags im Vorschiffsbüro und Filip setzt seine Testreihe vom zweifarbigen Färben mit natürlichen Farben fort, die er aus den Pflanzen gewinnt, welche er auf den Kanaren gesammelt hat.

Nach meiner Büroarbeit wende ich mich zum zweiten Mal dem Spleißen zu. Ich möchte ein Auge spleißen, in dem eine Ankerkralle hängt. Mit einer Ankerkralle kann man ein Seil in die Ankerkette einhaken und das anderen Ende des Seils am Boot belegen. Damit verhindert man, dass die ganze Last des Bootes vor Anker ausschließlich auf der Ankerkette liegt, die wiederum nur von der Ankerwinsch gehalten wird. Die Ankerwinsch holt die Kette gerne ein oder fiert sie, aber mit wechselnden Lasten halten möchte sie die Kette auf Dauer nicht so gerne.

Ich besorge mir ein entsprechendes Seil. Der Händler bietet die Spleißarbeit für 50 EUR an. Ich möchte das aber selbst können. In Zukunft muss ich auch mal aus dem Kopf arbeiten und ohne Schritt-für-Schritt-Anleitung auskommen. Nun, soweit bin ich noch nicht. Dennoch: Übung macht bekanntlich den Meister, es klappte schon besser als das letzte Mal.

Erneut bin ich heftig stolz auf das Ergebnis! Jetzt können wir bald vor Porto Santo Ankern. Die Marina dort gehörte ebenfalls dem Resort Quinta do Lorde, wurde ebenfalls vernachlässigt und die Stege sind mittlerweile nicht mehr nutzbar oder verschwunden. Man kann im Hafen nur noch an einer Mooring gehen, wenn man eine freie findet oder vor Anker gehen oder außerhalb des Hafens im Windschatten der Insel ebenfalls ankern. So zumindest meine derzeitigen Informationen.

Ebenso wird das Dinghy nach vielen Monaten mal wieder aus der Backskiste geholt und zu neuem Leben erweckt. Wir brauchen es dort dann bald, um an Land zu kommen. Leider müssen wir es dann künftig wieder hinten ans Heck hängen, da ich es dann erst mal nicht mehr einpacken möchte und wir es an der Algarve wieder benötigen werden.

Ein letzter Besuch in Funchal am Donnerstag, 14.10. soll unseren Aufenthalt abschließen. Wie machen das, was man hier als Tourist ziemlich am Anfang macht: wir fahren mit der Seilbahn in Funchal den Berg hinauf …

…besuchen den Monte Palace Madeira, einen außergewöhnlichen tropisch- asiatischen Garten zum träumen…

…und fahren bzw. rutschen mit den Carreiros do Monte den Berg wieder herab, wie man das schon seit über 100 Jahren als Tourist machen kann.

Am Freitag, dem 15.10. schließlich kommt nach drei Wochen Laufzeit das DHL Paket aus Deutschland mit dem Ersatzteil an, auf das wir immer dringender warten. Es hätte kaum rechtzeitiger eintreffen können, denn heute ist eigentlich Tag der geplanten Abfahrt, die wir aber erst mal nicht antreten. Ich montiere den neuen Deckel im Wassertank, der offenbar dicht hält und schließe die Messsonde wieder an, die den Wasserstand misst. Dafür muss ich erneut mit meiner billigen Baumarktzange grimpen und verschleiße dabei wieder jede Menge Material. Es wird dringen Zeit für etwas Professionelleres, dass ich mir aber erst in Festland Portugal zusenden möchte.

Wir nutzen den Tag für zahlreiche weitere kleine Reparaturen oder Dinge, die ich mal erledigen wollte und wir räumen mal für 4–5 Stunden gründlich um und auf, nachdem alles etwas durcheinander geraten war. Das ganze Boot ist durch den ganzen Kram, der rumlag, in den letzten Tagen immer unbewohnbarer geworden. Jetzt gehen wir es richtig an und einiges hat erstmals einen richtigen Platz und vieles ist auf eine wesentlich bessere Art verstaut, als das vorher der Fall war. Noch sind einige Dinge nur Ideen, wie wir uns weiter verbessern und einrichten.

Währenddessen ist das Duell der Wettermodelle im vollen Gang. Wir bekommen frühestens morgen Abend den Wind, mit dem wir nach Porto Santo können, daher haben wir es heute auch nicht so eilig. Genau dieser Wind wird dort aber auflandig sein, wir werden sehen, ob wir so überhaupt außerhalb des Hafens ankern können.

Wie es von da weitergeht, steht ebenfalls in den Sternen. Das Azorenhoch wird nun immer wieder durch die großen Tiefdrucksysteme gestört, die über den Atlantik kommen. Auf diese Art von Störung warten wir, wenn sie denn so kommt, als dass sie nicht nur alles durcheinander bringt, sondern uns auch den richtigen Wind und die nicht zu hohe Welle zu uns schickt. Zwischen Madeira und Portugal hat sich ein Hoch etabliert, um dessen Kern wir vielleicht mit dem Wind herumfahren können. Das macht eine deutlich längere Strecke, als es auf direktem Weg der Fall wäre, aber wir haben wenigstens Wind aus der richtigen Richtung, wenn auch recht schwach, je weiter außen desto stärker. Durch den windstillen Kern des Hochs könnten wir nur mit dem Motor fahren. Das versuchen wir mal nicht zu tun.

Vor ein paar Tagen sah es so aus, als müssten wir schnell auf dem direkten Weg sein, um vor den 5 Metern mittlerer Wellenhöhe anzukommen, die ein Tief zu uns nach Süden senden sollte. Nachdem die Lage nun genauer ist, wird es eher so sein, dass wir zügig nach Norden fahren müssen, um im Windfeld zu bleiben. Es könnte sogar so ausgehen, dass wir dadurch in Cascais / Lissabon ankommen und den Wind nach Süden dort abwarten werden. Es wird ggf. auch unterwegs eine sehr spannende tägliche Entscheidung, das Wetterrouting neu festzulegen. Ich habe noch über 100 Datenminuten für die Satellitenanlage. Die Laufzeit habe ich gerade noch mal um einen Monat verlängert, da die zur Neige zu gehen drohte. Denn absolut aktuelles Wetter werden wir auf dem Trip gut gebrauchen können.

Erst einmal gute Nacht….

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